
It’s a wonderful Women’s World

Vordenkerinnen und Pionierinnen, Wegbereiter- und begleiterinnen, Macherinnen und Kämpferinnen – starke, intelligente, inspirierende Frauen: Wir haben Spitzenwinzerinnen, Journalistinnen und Wein-Expertinnen gefragt, welche Frauen ihren Werdegang prägten. Hier sind ihre Antworten…
Stevie Kim
Managing Partner Vinitaly, Verona, Italien
Ich feiere Chiara Boschis, eine Pionierin, die den Weg für Frauen in der Weinbranche geebnet hat. Sie war einst das einzige ,Barolo-Girl‘ unter den ,Barolo-Boys‘, war die erste Frau, die ein historisches Barolo-Weingut leitete. Sie brach mit den Traditionen und erkämpfte sich – trotz Gegenwinds – ihren Platz in der Welt der Barolo-Winzer. Sie blieb ihrer Vision treu und bringt diese mit jeder Flasche zum Ausdruck. Ihre unerschrockene Entschlossenheit und ihr unerschütterliches Engagement für Spitzenleistungen inspirieren mich und zahllose andere und beweisen: Wahre Pionierinnen folgen dem Weg nicht, sie schaffen ihn.

Ärztin, Autorin und Spitzenwinzerin, Catena Zapata, Argentinien Laura Catena
Seit unserem ersten Treffen ist Jancis Robinson MW eine Inspiration für mich. Sie bleibt ihren Prinzipien treu und führt auch schwierige Diskussionen stets mit Vernunft und auf Augenhöhe mit ihrem Gegebüber. Vor allem ist sie eine unermüdliche Förderin von Frauen.
Als Jancis nach Argentinien kam, war sie sehr angetan von unserer nachhaltigen Arbeit, die von der Förderung der Biodiversität über den Wasserschutz bis hin zum sozialen Engagement reicht. Ihr einziger – und berechtigter – Kritikpunkt waren unsere schweren Flaschen. So habe ich mit lokalen Glasproduzenten daran gearbeitet, das Gewicht zu verringern. In den vergangenen 15 Jahren habe ich Jancis regelmäßig Updates geschickt und sie um Rat gefragt, wenn es darum ging, Weinliebhaber:innen die Notwendigkeit von leichteren Weinflaschen zu vermitteln. Zuletzt machte ich das mit einem einfachen Vergleich von Flaschen und Koffern deutlich, denn niemand würde heute viel Geld für einen schweren Luxuskoffer ausgeben!
Respekt, Wohlwollen und Freundlichkeit haben bei Jancis oberste Priorität. Deshalb kann sie für die Dinge, die sie unterstützt, Berge versetzen. Und obwohl sie so brillant und beeindruckend ist, gibt es bei ihr kein bisschen Arroganz.

Spitzenwinzerin, „Königin des Barbaresco“, Langhe, Italien Gaia Gaja
Charakter-prägend waren für mich mit Sicherheit die vielen Frauen meiner Heimatregion Langhe, mit denen ich aufwuchs. Die meisten von ihnen pragmatische Bäuerinnen, bescheiden, aber dennoch vielschichtig, verantwortungsbewusst und unabhängig zugleich. Sie waren hart im Nehmen, stark und selbstbewusst, aber zugleich auch liebevoll und großzügig.

Wein-Journalistin und Autorin Anne Krebiehl MW
Eine der ersten Frauen, die mich WIRKLICH inspiriert hat, war Edith Schulze. Sie unterrichtete die Kurse für das Cambridge Advanced Certificate of English und das Cambridge Certificate of Proficiency in English in Pforzheim, meiner Heimatstadt im Südwesten Deutschlands.
Sie war die erste wirklich intellektuelle Frau, der ich begegnete. Sie war weltgewandt, großzügig, nicht glamourös, aber sehr elegant. Sie liebte die Sprache, ihr Unterricht war stets ein Erlebnis, angereichert mit Konnotationen und Randnotizen, stets mit Sinn für Humor, mit Witz, mit einem Lächeln. Sie war so scharfsinnig wie freundlich. Bei allem, was sie tat, schimmerte ihre Weltoffenheit durch – sie gab jedem das Gefühl, willkommen zu sein und sich wohl zu fühlen. Sie war hochbegabt, Dolmetscherin bei Gericht, Schriftstellerin, weit gereist und so wunderbar anders. Für mein jugendliches Ich verkörperte sie alles, was ich zu werden hoffte: weltgewandt und gebildet. Ich habe ihr viel zu verdanken, nicht zuletzt meine anhaltende Liebe zur englischen Sprache, der Grundlage meiner gesamten Arbeit. Diese Sprache zu erlernen, war für mich ein Vorgeschmack auf die große, weite Welt, von der ich damals als Mädchen träumte.

ASI Marketing & Communications Xeniya Volosnikova
Es gibt zahlreiche bemerkenswerte Frauen, die mich dazu bringen, jeden Tag eine bessere Version meiner selbst zu sein – zum Beispiel Nina Basset, Jancis Robinson MW, Pascaline Lepeltier MS, Paz Levinson, Nina Jensen oder Dorli (Muhr) selbst! Gerade in den vergangenen Jahren war Maryna Revkova, Beste Sommelière der Ukraine 2020, meine tägliche Inspirations- und Motivationsquelle. Wenn ich das Gefühl habe, keine Zeit oder Kraft für etwas aufbringen zu können, denke ich an sie. Sie musste Kiew verlassen und in Portugal arbeiten, um ihrer Familie in der Ukraine einen Strom-Generator kaufen zu können. Ich erinnere mich daran, dass Maryna eine Zwei-Tages-Reise mit Zug und Bus von Kiew nach Österreich auf sich nimmt, um an der Weinakademie in Rust zu studieren. Und während ich eine Ausrede suche, um mal nicht die Bücher zu wälzen, habe ich sie im Kopf, wie sie unter Luftschutz-Sirenenlärm etwas über Rebschnitt-Techniken lernt. Maryna erinnert mich jeden Tag daran, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es will.

Winzerin, Rocim, Portugal Catarina Vieira
Neben meiner Familie – insbesondere meine Großmütter, meine Mutter aber vor allem meine Schwester, die mich ständig daran erinnert, mir selbst treu zu bleiben –inspirieren mich auch die Frauen, mit denen ich zusammenarbeite. Jede von ihnen bringt Stärke, Kreativität und Belastbarkeit in ihre Arbeit ein. Und natürlich meine Freundinnen.
Aber Inspiration ist für mich nicht nur an einen Namen gebunden. Jeden Tag finde ich sie bei Frauen, die sich ihre Freiheit nehmen, die für die Grundprinzipien einer gerechten Gesellschaft kämpfen, die für ihre Werte und Prinzipien einstehen, ohne sich Anerkennung zu erwarten. Bei denen, die sich öffentlich für Veränderungen einsetzen, und bei denen, die durch leise, aber ebenso beeindruckende Aktionen die Welt um sich herum verändern. Es ist diese kollektive Kraft der Solidarität – vielfältig, entschlossen und unerschütterlich –, die mich wirklich inspiriert.
Wenn ich trotzdem ein paar Namen nennen sollte, würde ich Frauen wie Michelle Obama, Yoko Ono, Natália Correia, Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Veil, Paula Rego, Beatriz Ângelo, Sophia de Mello Breyner, Patti Smith, Maria Teresa Horta, Nina Simone und Virginia Woolf hervorheben. Obwohl sie aus unterschiedlichen Zeiten und Bereichen stammen – Politik, Philosophie, Literatur, Aktivismus, Kunst und Musik –, eint sie die Fähigkeit, Konventionen in Frage zu stellen, Barrieren zu überwinden und Raum für andere zu schaffen, um sich frei auszudrücken.

Winzerin, Weingut Strehn, Österreich Pia Strehn
Wenn ich an Frauen denke, die mich inspiriert und motiviert haben, die mich zu der gemacht haben, die ich heute bin, fallen mir gleich vier ein:
Natürlich allen voran meine Mum, die ein Weingut allein mit drei Kindern gestemmt hat – Hut ab, unglaubliche Leistung, und DANKE für dieses Fundament, das du uns bereitet hast!
Anne-Claude Leflaive: Die biodynamische Winzerin hatte eine faszinierende Persönlichkeit. Auch die Übernahme von Clau de Nell an der Loire brachte Kult-Weine hervor, den Cabernet Franc liebte ich von der ersten Sekunde an. Leider viel zu früh verstorben war sie eine große Visionärin, die unglaublichen Mut bewiesen hat und an ihren Weinstil glaubte.
LaLou Bize-Leroy: Meiner Meinung nach ist sie eine der einflussreichsten und innovativsten Winzerinnen der Welt. Als Besitzerin der Domaine Leroy hat sie drei der zehn teuersten Weine der Welt geschaffen. Der biodynamische Zugang und die Lagenprojektion in Konzentration auf eine Sorte in höchster Qualität faszinieren mich!
Elisabetta Foradori: Der Besuch am Weingut vor über zehn Jahren hat mich total berührt. Man spürte die Naturverbundenheit und ihre Weine sind unglaublich fein, pur und ehrlich. Als ich die Amphoren im Weinkeller gesehen habe, wusste ich genau: So will ich es auch einmal machen. Großes Vorbild!

Winzerin, Weingut Wess, Österreich Christina Wess
Eva Scharnagl (die Käseheldin, Krems) hat mich dazu ermutigt, mich auf eigene Füße zu stellen und mich immer daran erinnert, dass ich alles aus eigener Kraft und mit meiner Passion schaffen kann, was ich möchte. Und egal ob am Traktor, im Weinkeller oder bei wirtschaftlichen Fragen: Agnes Mantler (Winzerin am Mantlerhof, Kremstal) steht mir immer zur Seite und bestärkt mich.
Beide sind Vorbilder für Frauen, die Frauen uneigennützig, aus vollstem Herzen und mit Hingabe zum Beruf und der Person unterstützen. Ich hoffe, dass jede junge Frau solche Frauen wie diese zwei in ihrem Umfeld hat. Denn so schaffen wir wirklich ALLES! Durch Frauen wie Eva Scharnagl und Agnes Mantler wird Feminismus gelebt und nicht nur vermarktet.

Vertriebsleiterin, Sektmanufaktur VAUX, Deutschland Maria Deckers
Von und mit meinen drei Schwestern habe ich früh gelernt, was Zusammenhalt unter Frauen bedeutet. Jede von ihnen ist einzigartig und sie haben mir gezeigt, wie wichtig Individualität ist. Bis heute inspirieren sie mich, über mich hinauszuwachsen. Und bei VAUX ist es Clementine Perlitt, die mit ihrer positiven Lebenseinstellung und Toughness ein großes Vorbild für mich ist. Seit mehr als fünf Jahren ist sie meine Weggefährtin und Mentorin, ihr beeindruckender Werdegang motiviert mich, ihre Unterstützung und ihr Mindset spornen mich immer wieder an. Clementine zeigt mir täglich, dass man gemeinsam weiterkommt.

Winzerin, Weingut Langmann, Österreich Verena Langmann
Elizabeth Gabay MW hat mich mit ihrer Leidenschaft für Rosé besonders inspiriert. Sie gibt Roséweinen, zu denen auch unser Schilcher zählt, die ernsthafte Plattform, die sie verdienen. Bei ihren Vorträgen zu eigenständigen Rosés – bei einem durfte ich live dabei sein – und mit ihren Publikationen, allen voran ihr Buch „Rosé: Understanding the Pink Wine Revolution“ – eine absolute Leseempfehlung!