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Wein

„Wiener Gemischter Satz“ – der Garant für die Zukunft

von Ute Watzlawick

Die renommierte Winzergruppe WIENWEIN machte Wiens beliebteste Wein-Spezialität zu einer Erfolgsgeschichte. Jetzt sehen sie in ihm die Antwort auf den Klimawandel.

Der „Wiener Gemischte Satz“ macht international Schule. „Field Blend“ – so nennt die englischsprachige Welt die Wiener Methode, mehrere Traubensorten im selben Weingarten anzupflanzen und gemeinsam zu verarbeiten. Immer öfter kommen Winzer aus den USA und Australien nach Wien, um sich an Ort und Stelle zu erkundigen, wie man das richtig macht.

Die Zukunft des Wiener Weinbaus beginnt jetzt

Für das weltweite Interesse gibt es zwei gute Gründe: Erstens zählt der „Wiener Gemischte Satz“ zu den erstaunlichsten Erfolgsgeschichten der Weinwelt. Vor 20 Jahren war er fast verschwunden, wurde von der WienWein-Gruppe neu entdeckt und stieg kometenhaft zu einer international begehrten Weinspezialität auf. Zweitens aber zeigt sich immer mehr, dass „Field Blend“ eine Antwort auf den Klimawandel sein könnte, berichtet Rainer Christ, Obmann der Gruppe: „Klimawandel bedeutet nicht einfach nur, dass es wärmer wird. Vielmehr werden vor allem die Extreme häufiger und stärker. Das hat sich jetzt deutlich gezeigt. Von Oktober 22 bis März 23 war es sehr sehr trocken, die Monate April und Mai dagegen waren so kühl und nass wie nie zuvor. Klimawandel bedeutet extreme Schwankungen – ganz zu schweigen von Starkregen, Hagel und Spätfrösten. Eine ausgewogene Mischung von mehreren Rebsorten kommt mit solchen Veränderungen erstaunlich gut zurecht.“

Konzepte für die Zukunft des „Wiener Gemischten Satzes“ und damit des Wiener Weinbaus zu erstellen und umzusetzen – darin sehen die WienWein-Winzer ihre wichtigste Aufgabe für die nächste Zukunft.

Beispiellose Erfolgsgeschichte

Dass die sechs führenden Weingüter Wiens (Christ, Cobenzl, Edlmoser, Fuhrgassl-Huber, Mayer am Pfarrplatz, Wieninger) als Pioniere des Wiener Weinbaus agieren, hat bereits Tradition. WienWein ist Turbomotor der Region und der „Wiener Gemischte Satz“ zu einem identitätsstiftenden Aushängeschild des Wiener Weinbaus geworden. Die Zahlen illustrieren das:

  • Die Anbaufläche für „Wiener Gemischten Satz“ stieg von 30 Hektar im Jahr 2006 auf 200 Hektar im Jahr 2022.

  • 2006 verkaufte die WienWein-Gruppe rund 40.000 Flaschen „Wiener Gemischten Satz“, im Vorjahr waren es 1,1 Millionen Flaschen.

  • Der Exportanteil war 2006 noch sehr gering, heute macht er rund 20 Prozent aus. Die Exporte gehen in mehr als 40 Länder weltweit.

Zudem hat WienWein ein Jubiläum zu feiern. Vor genau 10 Jahren, nämlich mit dem Jahrgang 2013 hat die Gruppe erreicht, dass der Wiener Gemischte Satz DAC Status erhielt. Sie haben sich auch dafür eingesetzt, dass die Anbau- und Ausbauregeln streng gefasst werden, damit die Weingenießer: innen wissen, dass sie sich auf diese Bezeichnung wirklich verlassen können. Darüber hinaus ist WienWein seit 2017 Mitglied der Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW) und unterzieht sich dem langwierigen Prozess der Lagenklassifikation. Bisher wurden 12 Erste Lagen klassifiziert. Das Prädikat „Große Lage“ wurde bislang österreichweit noch nicht vergeben, dafür ist es notwendig, dass eine Lage über viele Jahre hinweg ihre Exzellenz beweist.

Weingarten Wien Sätzen (Liesing)

„Wiener Gemischter Satz“ – der richtige Wein für den Klimawandel

„Wir müssen den Weinbau neu denken“, entwirft Michael Edlmoser eine Zukunftsvision, „unsere Weingärten müssen zu viel Wasser ebenso verkraften wie zu wenig. Der Wiener Gemischte Satz ist dafür bestens geeignet, weil er mehrere Rebsorten mit unterschiedlichen Ansprüchen vereint.“ Genau aus diesem Grund wurde dieser Weintyp schon in früheren Jahrhunderten kultiviert. Der Sortenmix bot die Sicherheit, dass es auch bei anhaltend ungünstiger Wetterlage nie zu Totalausfällen kam.

Eines der wichtigsten wissenschaftlichen Instrumente, was den Einfluss des Klimawandels auf den Weinbau betrifft, ist der Huglin-Index, den der französische Forscher Pierre Huglin entwickelt hat.
(Quelle: Wein in Österreich, Willi Klinger & Karl Vocelka, Brandstätter Verlag)
Dafür werden die Tagesmittelwerte und die Tageshöchstwerte an allen Tagen zwischen 1. April und 30. September gemessen. Mittels einer komplizierten Formel, in der auch die geografische Breite berücksichtigt wird, kommt Huglin so zu einem abstrakten Indexwert. Weinbau ist nur bei einem Indexwert zwischen 1500 und 2400 möglich. Darunter ist es zu kühl, darüber zu heiß. Wichtiger als diese absoluten Grenzen sind aber die Zonen für die einzelnen Sorten. Wenn die Durchschnittstemperaturen steigen, dann kann es zu Verschiebungen kommen, was die am besten geeigneten Sorten für die unterschiedlichen Temperaturzonen betrifft. Thomas Huber: „Genau dafür sind die Weingärten mit gemischter Bepflanzung besser geeignet als Monokulturen. Das ist keine Theorie, wir haben schon in den letzten Jahren erlebt, dass gerade in diesen unsteten Wetterzeiten der Wiener Gemischte Satz immer großartig reüssiert hat. Der Trend geht eindeutig in Richtung Vielfalt. Wenn wir diesen Paradigmenwechsel nicht bewältigen, schaden wir nicht nur unserem Wein, vielmehr gerät die weltweite Lebensmittelproduktion in Gefahr.“

Wiener Gemischter Satz DAC
© Tibor Rauch Fotografie

Der „Wiener Gemischte Satz“ ist ein Wein, der aus der Region kommt und die Idee der Vielfalt schon im Namen trägt. „Wiener Gemischter Satz steht für bunte, blühende Gärten mit Artenreichtum, wo in Kombination mit zahlreichen Beikräutern Humus aufgebaut und die Bodenfruchtbarkeit erhalten wird.“ Ein solcher Boden erhöht die Speicherfähigkeit von Wasser und Nährstoffen und bindet massiv Kohlenstoff. Die vielfältige Wurzelarchitektur der unterschiedlichen Sorten erhöht die Selbstregulation.

Der „Wiener Gemischte Satz“ hat auch in diesem Punkt bereits international höchste Anerkennung gefunden, nämlich durch die italienische Organisation Slow Food. Im Jahr 2008 nahm sie ihn in die sogenannte Slow Food Arche des Geschmacks auf und verlieh dem Produkt das Presidio-Siegel.
(slow-food.at/arche-des-geschmacks/l/wiener-gemischter-satz)

Ein Whitepaper für die Zukunft des „Wiener Gemischten Satzes“

Die Visionen für die Zukunft des Wiener Weins werden aber nicht von selbst eintreten. Deshalb haben die WienWein-Winzer beschlossen, ihre mehr als 20 Jahre zurückreichenden Erfahrungen mit anderen zu teilen. „Zu diesem Zweck erstellen wir gerade ein Whitepaper über den Wiener Gemischten Satz“, berichtet Thomas Podsednik vom Weingut Cobenzl, „es wird alles enthalten, was wir an Wissen zum Wiener Gemischten Satz angesammelt haben.“

Das Whitepaper soll ein „Handbuch für Winzerinnen und Winzer, ein Vermächtnis für die kommenden Generationen sein“ und mithelfen, Weingärten mit nachhaltiger Bewirtschaftung zu kultivieren.

Das Interesse ist jetzt schon groß, verrät Podsednik: „Kollegen aus den unterschiedlichsten Gebieten Österreichs, aber auch aus Kalifornien, Australien oder Neuseeland, kommen nach Wien, um sich hier darüber zu informieren, wie diese besondere Form des Weinanbaus in der Praxis funktioniert.“

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Ute Watzlawick von Wine+Partners
Ute Watzlawick
Eigentümerin & Senior Projektmanagerin

Ute war nach ihrem Publizistikstudium als Journalistin tätig und ist seit dem Jahr 2000 Miteigentümerin von Wine&Partners. Heute ist sie vor allem für die Planung und Durchführung von Projekten verantwortlich. Persönlich betreut Ute derzeit Penfolds, die Vereinigung Unabhängige Privatbrauereien Österreichs, die Kellerei Tramin, die CulturBrauer, Gault&Millau und das Weingut Birgit Braunstein.