Großes Gewächs und Grand Cru
Der Bâtard-Montrachet der Domaine Leflaive und der Niederhäuser Hermannsberg von Gut Hermannsberg waren die Protagonisten dieses Gipfeltreffens. Neun Jahrgänge beider Weine wurden geöffnet. Weltmeister-Sommelier Marc Almert war für diese heikle Aufgabe extra aus Zürich angereist. Er inspiziert die Flaschen und bereitete sie auf die Vertikale vor, die er selbst moderierte. Wobei Almert vor allem auf die Burgunder einging. Denn an seiner Seite saß Kellermeister Karsten Peter, der seit Beginn der neuen Ära (2009) für die Weine auf Gut Hermannsberg verantwortlich zeichnet und jeden Rebhang wie seine Westentasche kennt.
Die Besonderheit an Gut Hermannsberg ist ja, dass es ausschließlich VDP.Grosse Lagen sind, auf denen die Reben des historischen Weingutes wachsen. Sieben an der Zahl, und jede von ihnen eine ganz eigenständige Persönlichkeit. Oftmals wird die Kupfergrube - ein mächtiger, sehr steiler Vulkanhang, an den sich das Gutsgebäude anschmiegt - als Ikone des Gutes bezeichnet. Doch Karsten Peter ist dem Hermannsberg besonders zugetan: „Die Reben wachsen hier auf Tonschiefer, der aber erst in einer Tiefe von knapp einem Meter zu finden ist. Darüber liegt eine Schicht Löss, die in der letzten Eiszeit angeweht wurde.“ Dies geologische Tatsache ist unter anderem der Grund dafür, warum für das GG Hermannsberg ausschließlich Trauben von sehr alten Reben herangezogen werden. (Jüngere Reben gehen in den Ortswein "Vom Schiefer" bzw. in den Gutswein "7 Terroirs").
Neun Jahrgänge von Bâtard-Montrachet nebeneinander öffnen zu können, ist eine Seltenheit. Denn die Grand Cru Lage ist mit 11,97 Hektar eine der kleinsten in Burgund, und sie ist auf mehrere Weingüter aufgeteilt. Den größten Anteil hält - mit 1,8 Hektar - die Domaine Leflaive. Sieben der neun Jahrgänge konnte man von diesem Weingut zusammentragen. Bei manchen Jahrgängen musste man auf die unmittelbar angrenzenden Lagen Bienvenue-Bâtard-Montrachet bzw. Chevalier Montrachet ausweichen, und 2013 stammte aus dem Haus Ramonet.
Wie verhält sich Riesling neben Chardonnay? Wie variieren die Jahrgänge? Wie entwickeln sich Tiefe und Komplexität? Wie lange sollte man große Weißweine lagern? Wann ist der beste Moment, sie zu genießen?
Ausschließlich erfahrene Experten (siehe Teilnehmerliste) nahmen an der Probe am 12. Juli teil, und Beobachtungen und Meinungen waren ebenso vielschichtig wie die Weine selbst. Die Parallelen zwischen der Nahe und der Côte d’Or, die doch gut 300 km südlicher liegt, waren augenscheinlich. In kühlen Jahrgängen wurde Finesse, Eleganz und Frische gelobt. Warme Jahrgänge zeigten sich mächtiger und oft noch nicht entwickelt. Die Präferenzen der VerkosterInnen verteilten sich (siehe Lieblings-Liste) über die 18 großen Weine.
Eindeutig war schließlich die Aussage, dass man wirklich große Weißweine reifen lassen sollte, ebenso wie Rotweine. Dies gilt für die Ikonen aus Burgund ebenso wie für Riesling-Persönlichkeiten aus Deutschland.
Goldrichtiges Late Release-Konzept
Der Hermannsberg ist in seiner Jugend meist recht zurückhaltend. Fast scheu versteckt er sein Potenzial und bringt es nur langsam und schrittweise zum Vorschein. Dies ist auch der Grund, warum das Team von Gut Hermannsberg den Riesling vom Hermannsberg mittlerweile fünf Jahre lang im Gutskeller reift, bevor er in den Verkauf kommt. Dass diese Entscheidung goldrichtig ist, hat die Degustation bewiesen: Der 2016er Hermannberg GG wurde mehrheitlich als der strahlendste Wein der Degustation beurteilt.
Der 2016er Niederhäuser Hermannsberg GG ist ab 1. September um 45 Euro direkt im online Shop von Gut Hermannsberg erhältlich.