Am Weingut Lackner-Tinnacher steht ein Team von acht Leuten im Weingarten der Ried Steinbach. Das schöne Wetter wird genutzt zum Binden der Reben. Hat man dabei im Vorjahr noch Seite an Seite gearbeitet, so halten die Mitarbeiter diesmal einen Sicherheitsabstand von zwei bis drei Rebzeilen, also etwa fünf bis sieben Meter. „Alle Mitarbeiter sind unglaublich kooperativ und verantwortungsvoll. Jeder achtet auf den anderen. Schon interessant – obwohl wir Abstand halten, fühlen wir einander sehr nahe“, erzählt Winzerin Katharina Tinnacher. Die Arbeiten im Innenbereich des Weingutes sind auf ein Minimum reduziert. Stets hält sich nur eine Person aus der Familie in den Büroräumlichkeiten auf oder packt Weinpakete, denn seit Restaurants, Weinbars und Vinotheken geschlossen haben, ist der direkte Weinversand an Kunden wichtiger denn je.
Auch im Betrieb der Familie Gross ist es im Weingut ganz ruhig. Das Gross-Team arbeitet draußen - selbst die beiden Sommeliers, und die können ihr Glück kaum fassen. Für gewöhnlich ist der Frühling die Zeit, in der sie eine Verkostung nach der anderen mit interessierten Weinliebhabern absolvieren. Da Verkostungsrunden zurzeit nicht stattfinden können, hat Johannes Gross seine Sommeliers kurzerhand eingeladen, im Weingarten mitzuarbeiten. „Unverhofft habe ich jetzt endlich Zeit, den Weingarten hautnah mitzuerleben und das Weingarten-Handwerk zu lernen – eine wertvolle Erfahrung für mich als Sommelier, von der ich später viel profitieren werde“, so Thomas Schabl, einer der beiden Sommeliers am Weingut Gross.
Ungefähr zur gleichen Zeit steht Wolfang Maitz in der Ried Hochstermetzberg und blickt lächelnd auf ein Büschel Narzissen, das zwischen den Rebzeilen in kräftigem Gelb leuchtet. Alle Jahre wieder blühen die Frühlingsboten an derselben Stelle - mitten am Weinberg neben den alten Sauvignon Blanc Stöcken. „Ich freue mich jedes Jahr auf diese Narzissen, aber dieses Jahr bedeuten sie mir besonders viel. Diese kleinen, zarten Blumen vermitteln mir die Zuversicht, dass die Welt sich weiterdreht."
Rund zehn Kilometer weiter am Kranachberg kommt auch Winzer Hannes Sabathi ins Grübeln. „So sehr Weinbauer war ich seit 20 Jahren nicht mehr“, erzählt er. Üblicherweise verbringt der Winzer diese Zeit des Jahres im Auto oder im Flugzeug – eine Hast von Präsentation zu Präsentation, um die eigenen Weine zu bewerben. Für die Arbeit im Weingarten hat er Mitarbeiter angestellt. Dieses Jahr aber, wo viele seiner Leute zu Hause bleiben müssen und alle Präsentationen abgesagt sind, kann der Winzer wieder selbst im Weingarten tätig sein. Hannes Sabathi genießt es, mehr Zeit für die Arbeit an der Basis und endlich auch die nötige Ruhe zum Reflektieren zu haben: „Für mich ist diese unvorhergesehene Pause befreiend und ich frage mich – ist das Tempo der letzten Jahre wirklich notwendig? Ist weniger vielleicht auch genug?“
Über STK
Seit 1993 gibt es die Vereinigung STK, die damals von den Pionieren der Steiermark gegründet wurde. Heute ist es in den meisten Weingüter schon die zweite Generation, die danach strebt, das Terroir und die klimatischen Besonderheiten herauszuarbeiten und gemeinsam eine Wein-Sprache zu definieren, die der Eigenart der Steiermark Ausdruck und Gehör verschafft.
Einer der wichtigsten Schritte im Laufe dieser gemeinsamen Arbeit war die Lagenklassifikation, die bereits vor zehn Jahren umgesetzt wurde. Damit gingen auch einheitliche Herkunfts- und Qualitätsbestimmungen einher. Mit dem Jahrgang 2018 trat schließlich die DAC-Regelung für die Steiermark in Kraft, an der die zwölf STK Weingüter (Gross, Frauwallner, Lackner-Tinnacher, Neumeister, Maitz, Polz, E. Sabathi, H. Sabathi, Sattlerhof, Tement, Winkler-Hermaden und Wohlmuth) federführend mitgearbeitet haben, um ihre Erfahrungen und Erfolge der gesamten steirischen Weinbauernschaft zugänglich zu machen.
Weitere Informationen zu den Steirischen Terroir- und Klassikweingütern finden Sie unter:
www.stk-wein.at