Abenteuer im Kopf
Was Wine+Partners liest
„Bücher sind ein Bindeglied zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, eine Brücke zwischen Generationen und Kulturen“, sagt die UNESCO, und sie erklärte 1995 den 23. April zum „Welttag des Buches und des Urheberrechts“.
Es sind also auch die Autor:innen, die am Weltbuchtag vor den Vorhang geholt werden – gemeinsam mit allen Berufsgruppen, die Bücher zum Lesevergnügen werden lassen: Verlage, Übersetzer:innen, Bibliotheken oder Buchhändler:innen. Wir feiern das Lesen, und wir feiern unsere lokalen Buchhandlungen: Orte, die uns ebenso inspirieren wie Weinkeller. Support your local Buchhändler:in
Denn ja! Ja, Lesen ist Genuss! Deshalb „serviert“ das Wine+Partners-Team zum Welttag des Buches ganz persönliche Tipps.
Was wir gerade lesen…
Ute Watzlawick Lichtspiel von Daniel Kehlmann
Ich habe vor kurzem begonnen, „Lichtspiel“ von Daniel Kehlmann zu lesen. Er versteht es wie kein anderer, die Leser von der ersten Seite weg zu fesseln. Ich liebe seine klare, Sprache, aber ganz besonders seine Fähigkeit, wie er vergangene Epochen lebendig werden lässt und dabei gleichzeitig zeitlose menschliche Herausforderungen abhandelt. Sein Roman „Die Vermessung der Welt“ zählt zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe.
„Lichtspiel“ scheint ebenfalls sehr cool zu sein, Kehlmann wirft am Beispiel eines Filmregisseurs, der glaubt, nur seinem Beruf zu dienen, hochaktuelle Fragen über Kunst und Macht auf. Bin schon sehr gespannt, wie es ausgehen wird.
Marlies Auer The Future is Female von Scarlett Curtis
Dieses Buch ist wie ein bunter Strauß von Geschichten, die einen auf eine Reise durch die Vielfalt des Feminismus mitnehmen. Der Bogen spannt sich dabei von klugen Überlegungen bis hin zu ganz persönlichen Erfahrungen, von der Hollywood-Ikone bis zur jugendlichen Aktivistin – allesamt starke Frauen. The Future is Female kann als Einladung verstanden werden, in ihre Gedankenwelt einzutauchen. Für mich ist das Buch wie eine gute Freundin, die mich inspiriert, herausfordert und anspornt, jeden Tag ein bisschen mutiger zu sein und für eine gleichberechtigte Zukunft einzutreten.
Bettina Bäck Qualityland von Marc-Uwe Kling
Zuerst hatte ich mit meinen Sprösslingen das Kinderbuch „Neinhorn“ von Marc-Uwe Kling gelesen – so wie wahrscheinlich fast jede Mutter mit kleinen Kindern in der Trotzphase. Wir haben uns köstlich amüsiert! Viel später erst suchte ich für den Urlaub einen humorvollen pageturner.
Im Buchgeschäft meines Vertrauens wurde mir „Qualityland“ empfohlen, von dem die Verkäuferin sichtlich begeistert war. Das „Neinhorn“ in bester Erinnerung, war ich nun richtig gespannt auf „Qualityland“. Ich wurde nicht enttäuscht. Von Anfang bis Ende hat das Buch meinen Strandurlaub begleitet und für herzhafte Lacher gesorgt. Aber nicht nur, muss ich zugeben. Ein bisschen Unbehagen hat mir die Satire dann doch auch bereitet. Die Geschichte spielt in einer extrem digitalisierten Welt, in der die Maschinen immer menschlicher werden und die Menschen immer maschineller. Absurd?
Astrid Rauch Die subtile Kunst des darauf Scheißens von Mark Manson
Das Leben ist nicht immer rosarot. Unangenehme Erfahrungen und negative Gefühle gehören nun leider mal dazu. Mark Manson nimmt sich in seinem Bestseller kein Blatt vor dem Mund. Er bedient sich einer gehörigen Dosis erfrischender und schonungsloser Ehrlichkeit, zerlegt das positive Denken in seine Einzelteile und präsentiert stattdessen eine provokante, direkte Sichtweise auf das, was es heißt, im Leben Prioritäten zu setzen - und das auf humoristische Weise. Manson vermittelt in dem Buch, alles ein bisschen lockerer zu nehmen, den Selbstoptimierungswahn zur Seite zu schieben und einfach mal darauf sch***.
Henrike Heinicke Ein Bauch lustwandelt durch Wien von Vincent Klink
Sterne-Koch und Schwabe Vincent Klink liebt Wien und die Wiener:innen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er die österreichische Hauptstadt erkundet. Voller Leidenschaft schreibt er über die österreichische Küche, über Wiens Geschichte und Kultur – und über die vielen schönen Kaffeehäuser, Hotels und Restaurants.
Das Buch hat mich – selbst aus Deutschland – seit meinem ersten Tag in Wien begleitet und mir geholfen, mich in die Wiener Kultur einzufinden. Ich habe mich mit Klinks schwäbischen Humor direkt verbunden gefühlt, sein bringt Schreibstil Leser:innen zum Lachen. Wer die bekannten Klassiker durch eine neue Brille lesen möchte, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen.
Lydia Schima Crying in H Mart von Michelle Zauner
Ein freier Tag beginnt stets in der Buchhandlung. Selbst wenn ich versuche sie zu meiden, zieht sie mich, sobald ich das Haus verlasse (sie ist gleich nebenan) in ihren Bann. Das Versprechen einer Vielzahl an Geschichten, Meinungen und Eindrücken, die Vorfreude auf den perfekten Fund, dessen Zeilen es vielleicht schaffen, dich zu prägen, das Erfolgsgefühl über fundierte Entscheidungen nach langem Schmökern.
In diesem Buch geht es um Verlust, Herkunft, radikale Veränderungen, die Beziehung zwischen Mutter und Tochter – allen voran geht es aber um Essen und die Gerichte, die die Autorin und die vorhin genannten Lebensschritte prägten. Ich habe oft geweint, als ich das Buch gelesen habe – natürlich, weil es traurig und erfrischend ehrlich ist; primär aber, weil es so unglaublich schön und dankbar ist.
Ein freier Tag beginnt stets in der Buchhandlung. Genau wegen solchen Funden. Und am liebsten HIER.
Sarah Wapp Der letzte Wunsch von Andrzej Sapkowski
Dieses Buch legte den Grundstein für die Fantasy-Saga des polnischen Autors, die mittlerweile zahlreich verfilmt wurde und auch als Basis für Spiele und Comics herangezogen wurde. Die einzelnen Kurzgeschichten greifen slawische Legenden und Märchen auf und zogen mich ab der ersten Seite in ihren Bann. Erzählungen über Freundschaft, Liebe und moralische Zwiespälte werden durch klassische Fantasyelemente abgerundet: Prinzessinnen, Drachen, Magier, Monster – da ist alles dabei. Und ich war so fasziniert von diesem Buch, dass ich nach der Vorgeschichte der Hexer-Saga noch einen weiteren Kurzgeschichtenband sowie die fünfteilige Hauptreihe „verschlang“.
Catherine Walbridge Tender at the Bone von Ruth Reichl
In diesem ersten (und besten!) Band ihrer mehrteiligen Memoirenreihe erzählt die ehemaligen Restaurantkritikerin der New York Times Ruth Reichl die ersten Kapitel ihrer Lebensgeschichte. Lustige Kindheitserinnerungen finden hier ebenso Platz wie die teilweise abenteuerlichen Kochversuche ihrer Mutter, nicht selten nah an der Lebensmittelvergiftung. Sehr jung wird Reichl Küchenchefin in einem Restaurant in Berkeley („wo jeder Angestellte ein Manager war und jeder Manager eine Meinung hatte“) und lebte eine Zeit lang auch in einer Kommune.
Ich habe das Buch vor rund 20 Jahren in Neuseeland gekauft und es seitdem bestimmt schon 20-mal gelesen, wieder und immer wieder. Denn es ist voller Leidenschaft, Ehrlichkeit und Humor – für mich wie ein treuer Begleiter, der mit mir bereits in Australien, danach wieder in Neuseeland war und schließlich auch nach Österreich „mitreiste“. Es hat Partner, Haustiere und Jobs „überlebt“ – und ich bin sicher, dass es noch mindestens 20 Jahre an meiner Seite vor sich hat!
Marion Topitschnig Die Wirtinnen von Silvia Pistotnig
Ein Wirtshaus als Ort der Geschichte und der Geschichten. Eine davon hat die in Klagenfurt geborene Journalistin und Autorin Silvia Pistotnig in diesem Buch aufgeschrieben. Wobei: Eigentlich sind es drei – die Biografien der Protagonistinnen Johanna, Marianne und Gertrud, die lieber Trudi genannt werden möchte. Es sind Geschichten von Lebensträumen, die nicht in Erfüllung gehen, zu schwer wiegt das „Erbe“ des Gasthauses in der Kärntner Provinz. Trotz all der Resignation und Tristesse gibt es immer wieder auch schöne und versöhnende Momente. „Die Wirtinnen“ ist für mich ein Buch, das sich wie ein Ausflug in meine eigene Geschichte und Herkunft liest, zugleich aber auch Hoffnung macht und Chancen aufzeigt, wie sich Frauenrollen ändern und patriarchale Strukturen aufgebrochen werden können.
Elisabeta Aftin Der Alchimist von Paulo Coelho
Dieses Buch zählt zweifellos zu meinen persönlichen Favoriten und ist ein absolutes Muss für Leser:innen, die nach Romanen mit tiefgründiger Bedeutung suchen. Ich selbst habe es bereits zweimal gelesen und dabei jedes Mal neue Perspektiven entdeckt. Das Besondere: Paulo Coelho versteht es wie kein anderer Autor, mit einfachen und klaren Worten eine tiefgreifende Geschichte zu erzählen, die zum Nachdenken anregt. Sein Erzählstil vermittelt nicht nur eine fesselnde Handlung, sondern auch zeitlose Weisheiten, die nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis bleiben.
Katharina Gessl Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen von Dirk Stermann
Mit zwölf Jahren allein vor den Nazis aus Wien in die USA geflohen kehrt die 1927 geborene Erika Freeman im hohen Alter in ihre Heimatstadt zurück. Als Gast in seiner Satire-Show trifft sie auf Dirk Stermann, den sie fortan wöchentlich zum Plaudern und Kaffeetrinken im Wiener Imperial trifft. Die Gespräche hat Stermann aufgeschrieben und damit eine Biografie voll abenteuerlicher Anekdoten – Freeman war bei der Gründung Israels dabei und therapierte als Psychoanalytikerin Hollywood-Stars –, witziger Begebenheiten, charmanter Lebensweisheiten und auch erschreckender Rückblenden in das wohl dunkelste Kapitel der europäischen Zeitgeschichte. Dieses einzigartige Portrait einer für mich faszinierenden Ausnahmefrau kann ich nur jedem und jeder ans Herz legen – nicht zuletzt, weil sich Freeman in ihrem „Jahrhundertleben“ eines behalten hat: ihren Schmäh.
Victoria Nitsch Thinking, Fast and Slow von Daniel Kahnemans
Denkst du, du kennst dein eigenes Entscheidungsvermögen? Think again! Denn in seinem Buch stellt Daniel Kahnemans unseren Denkprozess auf den Kopf. Er nimmt uns mit auf eine Reise durch die beiden Systeme unseres Denkens: das schnelle, intuitive und das langsame, analytische Denken. Oft bekommt man den Rat, auf seine Intuition zu hören. Durch dieses Buch lernte ich jedoch, dass auch spontane Entscheidungen oft von Vorurteilen und irrationalen Mustern geprägt sind. Also entscheiden wir oft gar nicht so intuitiv, wie wir denken? Das Buch half mir, meine Denkprozesse zu hinterfragen und bewusster zwischen meinen Systemen zu wechseln. Es ist ein Buch, das ich empfehlen kann, da es nicht nur die Augen öffnet, wie man besser Entscheidungen treffen kann, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Komplexität des menschlichen Geistes vermittelt.
Birgit Indra Das unsichtbare Netz des Lebens von Martin Grassberger
Mediziner, Biologe, landwirtschaftlicher Facharbeiter, Facharzt für Gerichtsmedizin und Erfolgsautor – Martin Grassberger ist zweifelsohne eine faszinierende Persönlichkeit. In diesem Buch gibt er einen kleinen Einblick in das große Netzwerk genannt Leben, das uns alle miteinander verbindet. Es geht um Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen Menschen und Umwelt und wie jede:r Einzelne Einfluss auf das große Ganze nimmt. Ich durfte Martin Grassberger kennenlernen und er hat mich als Wanderköchin mit Herz darin bestärkt, dieses Buch als wertvolle Grundlage für meine saisonalen Menüs heranzuziehen.
David Pauser Blue Skies von T.C. Boyle
T.C. Boyle schafft es wie kein anderer die Schattenseiten des American Dream aufzuzeigen. So auch in diesem Werk, in dem es um den Klimawandel und die „neue Normalität“ geht. Erzählt aus mehreren Perspektiven durch wahnwitzige Sub-Stories, die trotzdem glaubwürdig erscheinen. Ein Entomologe, der durch einen Zeckenbiss seinen Arm verliert, während er versucht seine Eltern zu überzeugen, dass Insektenprotein unser Klima retten wird … Warum nicht?
Marina Krenn Oh Schimmi von Teresa Präauer
Ich liebe Bücher, welche mich von Anfang an packen – bei meinen Lieblingsautor:innen Doris Knecht und Martin Suter passiert das eigentlich immer. Bei diesem Buch war es jedoch nicht so: Ich habe es vor Jahren zum Geburtstag geschenkt bekommen, es schon mehrmals angefangen zu lesen und immer wieder weggelegt. Jetzt habe ich einen neuen „Versuch“ gestartet und tauche erneut ein in die Welt des gehandicapten Teenagers Schimmi, ein Muttersöhnchen, dessen Obsession für den Buchstaben „I“ ihn eine eigene Sprache entwickeln lässt. Kling verrückt, ist es auch. Und ich bin gespannt, ob mich die Geschichte, die zwischen Tragik und Komik angesiedelt ist, diesmal in den Bann zieht.
Lena Jagenbrein Stay Away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe von Susanne Abel
Ich bin Gelegenheitsleserin und suche Bücher, die mich fesseln. Daher lasse ich mich gerne in der Buchhandlung beraten – so wie für dieses Werk, das mir bei Buchaktuell empfohlen wurde. Der Titel ließ auf eine dramatische Liebesgeschichte mit viel Herzschmerz schließen, doch das Buch entpuppte sich als weit mehr. Es taucht in die Zeit des von Rassismus und Bigotterie geprägten Nachkriegsdeutschlands ein und bietet eine unfassbar fesselnde Geschichte mit unerwarteten Wendungen und intensiven Emotionen.
Dorli Muhr BITCH von Lucy Cooke
Brandneu ist dieses Werk der britischen Zoologin, die in wahnsinnig witziger Weise den Mythos demontiert, dass weibliche Wesen von Natur aus schwächer, passiver und aufopfernder sind. Ein wissenschaftliches Werk, das so spannend zu lesen ist wie ein Krimi – und das die fatale Schwäche vieler männlicher Forscher (Hallo Darwin!) aufdeckt. Dringende Leseempfehlung!
TIPP
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