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Kaufempfehlungen News Wein

COOLE ROTE zum TAG DER ARBEIT

von Marion Topitschnig
Verena Langmann
Verena Langmann macht aus Blauem Wildbacher einen Roten, der leicht gekühlt einfach Spaß macht!

Erhitzte Gemüter brauchen gekühlten Wein. Wir liefern die Empfehlungen dazu.

Am 1. Mai denken wir an die Veränderungen, die vor 150 Jahren die ganze Welt erfassten. Es muss eine große Welle der Solidarität, ein Gefühl des Miteinanders und des Stolzes auf den Arbeiterstand gewesen sein. Ähnlich wie Fridays for Future vielleicht. Nur, dass hinter der Arbeiterschaft mächtige Gewerkschaften (ent-)standen, während die Jugend mit ihren Klimasorgen heute keine Lobby hat.

Nostalgisch denken wir auch an die roten Persönlichkeiten, die Europa vor 50 Jahren prägten: Willy Brandt, Olof Palme, Bruno Kreisky – ein cooles rotes Politiktrio. Freilich keine Unfehlbaren, dennoch fehlen sie.

Diese coolen Roten waren die Vertrauensleute der 1968er-Generation, die der Gesellschaft Solidarität und das Gefühl eines Miteinanders, des Stolzes auf die Arbeiter- und Akademikerstände vermittelte. „A working class hero is something to be“, sang John Lennon 1974. Recht hatte er, denn die roten 70er-Jahre waren auch die Jahre erstarkter Gewerkschaften, die Jahre solidarischer Bewegungen generell, wie sie die Klimabewegung heute brauchen würde.

Kühl und frisch

Wine+Partners findet, dass man den 1. Mai wieder ein bisschen aufpeppen könnte. Wenn schon nicht mit Demonstrationen, Fahnenschwingen und stolzen Gesängen der Werktätigen, dann wenigsten mit roten Weinen, die so richtig cool sind. 

Ohnehin ist es eigenartig, dass wir Weißweine auf Eis legen und Rote tendenziell kaum. „Das Aroma entfaltet sich temperiert besser“, heißt es in der Fachliteratur. Aber ist das Mundgefühl nicht wichtiger als das Aroma? Dafür ist ein wenig Kühle von Vorteil. Jedenfalls dann, wenn die Gemüter erhitzt sind.

Fruchtig, leicht und vielfältig

Wir wollen uns also am Tag der Arbeit einer neuen, aufstrebenden Generation von Roten widmen, die das Schwerfällige und Selbstgefällige abgelegt hat (wem jetzt das Wort Toskanafraktion auf der Zunge liegt, möge in sich gehen). Rote, die zuversichtlich in die Zukunft blicken; Rote, denen das Wohl der Kosument:innen (Sorry Söder und CSU!), fruchtige Direktheit, die Leichtigkeit des Seins und die Harmonie des Miteinanders am Herzen liegen. 

Diese Roten sind die besten Freunde aller Fischgerichte, sie sind die Lieblings-Lebenspartner von Weißschimmelkäse, sie inspirieren und erfrischen, wenn die Sonne scheint und verbinden gekonnt den Frühlingsnachmittag mit den lauen Abenden der Sommerzeit.

Diese Roten kannst Du kühlen wie Weißweine, und Du kannst sie zu jeder Tages- und Nachtzeit unverfroren genießen. Ihre Saison beginnt am 1. Mai. Und endet nie. Hier sind sie, unsere neuen coolen Roten:

2022 Avanti Popolo, Les Temps des Cerises, Languedoc-Roussillon, Frankreich
© Weinskandal

2022 Avanti Popolo

Les Temps des Cerises, Languedoc-Roussillon, Frankreich

„AVANTI POPOLO ist nicht nur der Titel eines der bekanntesten internationalen Arbeiterlieder, sondern auch Axel Prüfers Glaubensbekenntnis“, weiß Naturwein-Experte Moritz Herzog (Weinskandal / R&Bar). Der gebürtige „Ossi“ gelte in Frankreich als Visionär in der Weingartenarbeit. Ein Rebenflüsterer, sagt man. Sein Weingut Les Temps De Cerises ist Kult, denn Prüfer lebt dort das, was man in Italien Vini democratici nennt – “die Verpflichtung von Bauern, sorgsam mit ihrem Land umzugehen, dafür wertvolle Lebensmittel für alle verfügbar zu machen”, erklärt Herzog. Es gehe um selbstbestimmtes Arbeiten, um Autonomie.

Wie schmeckt Avanti Popolo?
„Bäuerlich. Dunkelbeerig. Leichtfüßig. Belebend. 12,5 Vol % und trotzdem unverkennbar Südfrankreich. Ein bunter Mix aus Grenache, Alicante, Syrah. Leicht gekühlt, zeigt er seine wunderbare Frische. Hell und verspielt – ohne jemals einen Hehl daraus zu machen ein Rotwein zu sein. Vin de soif! Santé!“

Stefan und Verena Langmann
Stefan und Verena Langmann © Anna Stöcher
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2018 Blauer Wildbacher Grand Reserve

Weingut Lex Langmann, Weststeiermark, Österreich

In der Weststeiermark regiert die Kaiserin der autochthonen Rebsorten Österreichs, der Blaue Wildbacher, genannt Schilcher, der seit einiger Zeit für Furore sorgt, denn nicht zuletzt der Klimawandel spielt der Sorte schmeichelhaft in die Karten. Doch die Rebsorte vermag noch ein Aha-Erlebnis draufzusetzen:

In den besten Jahren wagen sich die besten Winzer:innen der Weststeiermark an das Kunststück, den Blauen Wildbacher als Rotwein auszubauen. Selbstredend stammen die Trauben von den besten Rieden. Im Jahr 2018 gelang Stefan Langmann und seiner Tochter Verena dies mit Bravour. Der Blaue Wildbacher, am besten bei 16 °C im großen Burgunderglas serviert, vereint Kraft, Finesse und Eleganz. Aromen von Johannisbeeren, dunkle Kirschen, Walnuss und fernöstliche Gewürze strömen aus dem Glas. Der 40-monatige Ausbau in kleinen französischen Eichenfässern lässt das Tannin wunderbar rund werden, während die Frucht an Vielschichtigkeit gewinnt. „Ein Wein von Weltrang“, schreibt Manfred Klimek in der „Welt am Sonntag“.

Christina Netzl
© Foto beigestellt

2022 Christina Zweigelt unfiltered

Christina Netzl, Carnuntum, Österreich

Zwei Herzen schlagen in der Brust von Tina Netzl. Das eine pocht für die klassische Weinstilistik von Carnuntum, überliefert von ihren Eltern Franz und Christine. Das zweite schlägt für alte Vinifizierungsmethoden, aus der die wunderbare „Natural“-Serie namens „Christina“ resultiert. Der „Zweigelt unfiltered“ ist ein Liebling von Christina. Den „Underdog“ Zweigelt liebt die Winzerin aufgrund seines oft verkannten Potenzials sowieso. Dieser hier ist besonders erfrischend – by nature. Leuchtend rot schimmert er im Glas und verströmt saftige Kirscharomatik. Animierend und leicht am Gaumen. Das Tannin im erfrischenden Finish ist seidig weich.

Tina empfiehlt: „Am besten bei 14 °C einschenken und mit Sonnenschein genießen.”

2022 Puszta Libre, Claus Preisinger, Neusiedlersee, Österreich
© Weinskandal

2022 Puszta Libre

Claus Preisinger, Neusiedlersee, Österreich

Wenn es um coole und gekühlte Rote geht, darf dieser Wein nicht fehlen. Denn er steht für eine Revolution – nicht nur durch die Namenswahl und damit einhergehende, an Kuba und Guerilla-Ikone Che Guevara erinnernde Slogans wie: Hasta la Puszta! Claus Preisinger gilt als Naturwein-Pionier Österreichs und läutete mit dem Puszta Libre lange vor dem Natural Hype einen Paradigmenwechsel ein: Weg vom steifen, verkopften Eliten-Image, das insbesondere Rotweine hatten und immer noch haben, hin zu niederschwelliger, unkomplizierter Trinkfreude. Mit seiner leichten, animierenden Perlage, seiner betonten Frucht und der frischen Struktur steht er für Aufbruchstimmung. Und glücklicherweise weht der Wind of Change heute längst nicht mehr nur über die Puszta.

2021 Motz & Marie natural . bio . rot, Weingut Robert Payr, Carnuntum, Österreich
© Fillim&Afloat

2021 Motz & Marie natural . bio . rot

Weingut Robert Payr, Carnuntum, Österreich

Die Cuvée aus Blaufränkisch und Zweigelt wurde vom Winzer Robert Payr mit den Füßen getreten, hat sieben Tage lang mit Beere und Stiel auf der Maische gelegen und wurde anschließend auf der Vollhefe im Stahltank ausgebaut. Lebendige Frucht, temperamentvolle Säure und eine überraschende Anmutung von „Fleur de Sel“ werden zum besonderen Trinkerlebnis. Herrlich bodenständig. Gekühlt serviert begleitet „Motz & Marie rot“ auf erfrischende Weise kräftige Speisen.

Dieser Wein ist den Ahnen Matthäus und Maria Payr gewidmet und zeigt sie am Etikett im Jahr 1935, als sie das Weingut bereits in zweiter Generation führten.

Quinta de Soalheiro, Vinho Verde, Portugal, Weingarten, Ernte
© Foto beigestellt
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2019 Soalheiro Opacco

Quinta de Soalheiro, Vinho Verde, Portugal

Oppaco ist der allererste Rotwein von Soalheiro, mit dem das Weingut ein neues Kapitel in seiner Geschichte aufschlägt. Ziel war es, einen innovativen Ansatz für die Rotweine der Region zu finden. War der erste Jahrgang 2013 noch ein Verschnitt der zwei regionalen Rebsorten, dem roten Vinhão (in der Douro-Region als Sousão bekannt) und dem weißen Alvarinho, so enthält er heute auch Pinot Noir. Die drei ergänzen sich perfekt: Alvarinho bringt Eleganz, der Pinot Noir sein leichtes, fruchtbetontes Profil, und für die rustikale Note sorgt der Vinhão – gemeinsam spielt jede Sorte ihre Vorteile aus und es ergibt sich ein harmonisches Spiel aus Tanninen, Alkohol und Säure. Leicht gekühlt passt er perfekt zu Gerichten, zu denen man üblicherweise Weiße trinken würde, etwa Fisch.

 

Dorli Muhr
© Anna Stöcher
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2023 Zweigelt Nouveau

Weingut Dorli Muhr, Carnuntum, Österreich

Erfrischend, kühl, unkompliziert, belebend – all das kann Zweigelt sein. Mit „Nouveau“ spielt Dorli Muhr auf den bekannten „Cousin” aus Beaujolais an. Die Trauben von alten Zweigeltreben werden früh und vorsichtig von Hand geerntet und “whole bunch” fussgestampft. Langsam beginnt die wilde Hefe ihr Werk und vollendet es je zur Hälfte im Edelstahl und im großen alten Holzfass. Die Kohlensäure soll möglichst im Wein bleiben. Deswegen wurde er vorsichtig im Januar abgezogen und im März schließlich unfiltriert abgefüllt. Gut gekühlt steht der spritzig-frische Zweigelt Nouveau für Lebensfreude pur!

Weingut Wachter-Wiesler
© Foto beigestellt
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2021 Béla-Jóska

Weingut Wachter-Wiesler, Eisenberg, Österreich

Die beiden Großväter standen mit ihren Vornamen Pate für diesen Klassiker, der nicht nur als Visitenkarte für das Deutsch-Schützener Weingut steht, sondern für die gesamte Weinbauregion Eisenberg. Mit seinem von den so typischen Urgesteinsböden (eisenhaltiger Lehm und Grünschiefer) geprägten Charakter und seiner markanten Würze ist der Blaufränkisch ein Terroirwein im besten Sinne. Als „Brot-und-Butter-Wein“ bezeichnen ihn die Wachter-Wieslers selbst, als animierender Tischwein – leicht gekühlt – ist er ein perfekter Begleiter zu geselligen Runden.

Daniel und Dirk Niepoort
Daniel und Dirk Niepoort © Foto beigestellt
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2021 Voyeur Vinho Tinto de Anfora DOC Douro

Niepoort, Douro, Portugal

Niepoorts Voyeur ist pure Trinkfreude. Dafür steht die „Nat Cool“-Serie ja ohnehin. Ein witziger, autochthoner Blend aus roten und weißen Trauben von 40 bis 50 Jahre alten Reben mit Ausbau in 1.000-Liter Tonamphoren. Das Ergebnis ist ein sehr leichter, fast roséfarbener Rotwein mit genialer Saftigkeit und Frische. Wie die Farbe, ist auch die Nase extrem zart. Rote Kirsche, Himbeere, Cranberry, leicht florale Akzente, auch Minze und helle Lakritze darunter. Leichter Natural-Touch, aber sehr klar, sehr schwebend und fein bleibend. Im Mund läuft dann alles auf der süß-sauren, roten Beerenfrucht. Auch wieder Kirsche, ein Touch Granatapfel, Himbeere, alles gleitet total schwerelos und quasi ohne Gerbstoff über die Zunge. Enormer Trinkfluss bei so feiner Verspieltheit und erfrischender Kühle hintenraus – das alles bei nur rund 11% Vol. ist schon ziemlich genial. Easy-drinking mit Anspruch. Gerne kühlen!

Pia Strehn mit ihrem Wein „That's Amore“
© Foto beigestellt

2021 That’s Amore

Pia Strehn, Mittelburgenland, Österreich

Sonntag und Tatort. Pizza und Wein. Blaufränkisch und Rösler. “That’s Amore!” findet Pia Strehn. Die Rosé-Queen kann auch Rot – und wie! “Wir haben uns lang und intensiv mit dem perfekten Pizzawein auf weltweiten Weinreisen auseinandergesetzt und schlussendlich eine Mittelburgenländische Variante kreiert”, erzählt die sympathische Winzerin. Das perfect match zur Pizza ist saftig, elegant mit samtigem Tannin, feinen dunklen Fruchtnuancen und würzigem Nachhall. Für Pia Strehn steht die Cuvée für ein Feeling: „Casual dining, gute Stimmung … und superguter Trinkfluss!“

2018 Assmannshäuser Pinot Noir Sekt, VAUX, Rheingau, Deutschland
© Foto beigestellt
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2018 Assmannshäuser Pinot Noir Sekt

VAUX, Rheingau, Deutschland

Schaumwein in Rot? Hat im Rheingau und bei den Sekt-Spezialist:innen von VAUX lange Tradition. Der Spätburgunder aus der berühmten Steillage in Assmannshausen wird als terroirtypischer Rotwein-Sekt in limitierter Auflage gefüllt und überrascht mit einem balancierten Spiel aus dunkler Fruchtaromatik – etwa Sauerkirschen – und feiner Säure. Passt besonders gut zu Gegrilltem, Geschmortem und auch zu Desserts wie einem warmen Schoko-Kuchen.

2022 Vernatsch Kalterersee Classico Superiore Südtirol DOC, Kellerei Tramin, Südtirol, Italien
© Günther Facchinelli

2022 Vernatsch Kalterersee Classico Superiore Südtirol DOC

Kellerei Tramin, Südtirol, Italien

Mediterranes Klima trifft auf kalte Fallwinde vom Mendelmassiv – die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sowie die kalkreichen, lehmigen bis schotterlehmigen Böden, auf denen die Reben der Kellerei Tramin gedeihen, machen ihre Weine so wahnsinnig frisch. Selbst den Gewürztraminer. Und auch die Roten, wie diesen Vernatsch vom Kalterersee. Leicht und gerbstoffarm kommt er ins Glas und schmeckt angenehm mild und fruchtig. Unkompliziert, perfekt für zwischendurch. Er passt wunderbar zur deftigen Brettljause, aber auch zu hellem Fleisch oder mildem Käse. 

Catarina Vieira und Pedro Ribeiro, Rocim
Catarina Vieira und Pedro Ribeiro © Foto beigestellt
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2023 Herdade do Rocim Amphore Rotwein

Rocim, Alentejo, Portugal

Catarina Vieira und Pedro Ribeiro stellen diesen traditionellen Wein aus den autochthonen Rebsorten Moreto, Tinta Grossa, Trincadeira und Aragonez her. Die Trauben werden in Vidigueira angebaut, dem kühlsten Ort in der Region Alentejo. Die kalten Brisen, die vom Atlantik her ins Landesinnere wehen, verleihen den Weinen ihre besondere Stilistik. Die Vinifizierung erfolgt mit wilder Hefe in Tonamphoren und ohne Temperaturkontrolle. Das Ergebnis ist ein cremiger, aber zugleich frischer Wein (mit nur 12% Vol.), der eine salzige und strukturierte Mineralität aufweist.