Anders Arbeiten: Tipps für Workation in Österreich
Büro von nine to five gehört zu einem großen Teil der Vergangenheit an, freie Zeiteinteilung und dezentrales Arbeiten sind die Zukunft. Workation heißt der Trend, bei dem der Urlaub mit dem Job kombiniert wird. Und das eröffnet nicht nur neue Perspektiven für Berufstätige, das Konzept bietet auch Potenzial für Touristiker.
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Die voranschreitende Digitalisierung und positive Erfahrungen mit Remote Work, also mit Modellen, die nicht mehr an einen fixen Arbeitsplatz gebunden sind, haben dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen von klassischen Bürojobs mit starren Dienstzeiten entfernen.
Benefits statt Büro
Die viel zitierte Work-Life-Balance – für viele Personaler:innen ein Reizwort – nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert ein und es geht für viele Arbeitnehmer:innen nicht mehr nur darum, was man tut, sondern viel mehr auch um das Wie, Wann und Wo. Arbeit wird immer mehr selbstbestimmt nach den eigenen Bedürfnissen gestaltet. In diese Kerbe schlägt das Konzept Workation, die Verbindung aus work und vacation. Waren Beruf und Freizeit vor einigen Jahren noch strikt getrennt und ein "Arbeitsurlaub2 undenkbar, so hat sich dieser Bereich – sicherlich auch mit der Pandemie als Zäsur – rasant gewandelt.
Im Unterschied zu klassischen Dienstreisen im grauen Business-Hotel stehen bei der Workation Individualität und – wie es der Name bereits verdeutlicht – der Urlaubs-Aspekt inklusive Freizeitgestaltung eine entscheidende Rolle. Der gestiegenen Nachfrage nach entsprechenden Angeboten haben einige Gastgeber:innen bereits erkannt und bieten maßgeschneiderte Packages für diese Zielgruppe. Die entsprechende Infrastruktur – allen voran inkludiertes High-Speed-Internet und sehr guter Handyempfang – hat dabei obersten Stellenwert, teilweise gibt es auch eigene Co-Working-Spaces und Gemeinschaftsbereiche zum Netzwerken.
Workation als USP
Workation birgt aber nicht nur Potenzial für Unternehmen – dass ein gutes Arbeitsumfeld die Produktivität der Mitarbeiter:innen steigern kann, ist wissenschaftlich belegt – und Berufstätige, auch Touristiker bzw. Urlaubsregionen können profitieren. Laut der auf Workation-Angebote spezialisierten Website workation.com hat bereits ein Viertel der US-Amerikaner:innen Erfahrungen mit der Kombination aus Arbeit und Urlaub gemacht – und 80 Prozent davon haben ihren Aufenthalt für private Zwecke verlängert. Freilich können diese Zahlen nicht 1:1 auf Europa bzw. den deutschsprachigen Raum umgelegt werden, fest steht aber: Über Workation-Angebote kann eine kaufkräftige, vorwiegend urbane Zielgruppe erschlossen und ferner gebunden werden. Workation ist zudem nicht an touristische Stoßzeiten wie die Hauptreisesaisonen gebunden und kann so zum "Lückenfüller" in Sachen Auslastung werden. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Community-Effekt dieser hoch vernetzten Zielgruppe, Kolleg:innen bekommen im besten Fall hautnah mit, wie gut es sich an einem bestimmten Ort arbeiten, entspannen und genießen lässt.
Home Office away from Home – Workation in Österreich
Büro Obertrum & Pension Obertrum
Das beschauliche Obertrum nahe Salzburg kennt man österreichweit und über die Landesgrenzen hinaus vor allem für die Bierspezialitäten der Trumer Privatbrauerei. Das Slow Brewing zertifizierte Familienunternehmen wird heute in achter Generation geführt, ist Mitglied der Unabhängigen Privatbrauerein Österreichs sowie Teil der CulturBrauer und gilt als wichtiger Impulsgeber für die Region. Als solcher versteht sich auch Trumer-Chef Seppi Sigl, der mit der Pension Obertrum und dem Büro Obertrum zeigt, wie man einen Ort für eine neue Zielgruppe öffnen kann.
Gemeinsam mit seinem Team hat er den alten Gasthof am Dorfplatz samt angeschlossenem Holzhaus übernommen und zur Pension umfunktioniert. Was verstaubt klingt, ist ein visionäres Projekt, das Leerstand als Chance begreift und einen Ort schaffen möchte, an dem das einfache Leben stattfinden darf. Das Holzhaus liegt idyllisch eingebettet in den Garten und ist mit 16 Tiny Rooms ausgestattet, im Gasthof geht es in den neun traditionellen Zimmern und den zwei Apartments etwas gemütlicher zu.
"Wir haben in den vergangenen Monaten, in denen wir die 'Pension Obertrum' nun führen, gelernt, dass der Bedarf nach Orten für sogenannte 'Workation' steigt!"
Wer abseits vom Alltag arbeiten möchte, findet in Obertrum einen inspirierenden "Ort voller Möglichkeiten", denn der geschichtsträchtige Braugasthof Sigl wurde um den Co-Working-Space Büro Obertrum im ersten Stock erweitert. Auf 200 Quadratmetern befinden sich verteilt auf vier Räume neun Arbeitsplätze, die für einen individuellen Zeitraum gemietet werden können. Neben den Einzel- und Gruppenbüros gibt es auch einen Meetingbereich, eine Arbeitslounge sowie eine Gemeinschaftsküche.
Und nach Feierabend? Der See ist nur fünf Gehminuten entfernt und zum Sonnenuntergang wird mit einem Trumer Pils auf den erfolgreichen Tag angestoßen.
ZOKU Vienna
Das aus den Niederlanden stammende Hotel-Konzept richtet sich an eine junge, urbane, flexible Zielgruppe und will eine „neue Form des Businesshotels“ sein – ganz abseits des alten Klischees eines grauen, unpersönlichen Bunkers für Geschäftsreisende. ZOKU bietet einen entspannten Ort zum Erleben, Arbeiten und Networken – egal ob man nur für einige Tage oder gleich mehrere Monate eincheckt. Der Gast wohnt in einem Hybrid aus Home-Office und Loft, in dem der Wohnraum flexibel und je nach Nutzung gestaltet werden kann. Das Dachgeschoß im 7. Stock bietet Coworking-Spaces, Tagungsräume, ein Restaurant mit großem Community-Table, eine Bar, Platz für Events und eine Terrasse mit Blick über den Prater – ein perfekter Ort für einen Afterwork-Sundowner.
Emma Wanderer
Wie das Arbeiten der Zukunft aussehen, wird, dafür haben Andreas Jaritz und seine Mitstreiter:innen eine ganz klare Vision. Der CEO von Emma Wanderer war selbst lange Zeit als Digitalnomade unterwegs, vermisste dabei aber immer einen Ort zum Verweilen. Deshalb sollte mit dem Konzept Emma Wanderer nun ein moderner, naturnaher Arbeitsplatz für Remote Work und Workations geschaffen werden. Der erste Campus wurde auf einem verlassenen Sportplatz in Hieflau an der steirischen Eisenstraße, direkt am Eingang zum Nationalpark Gesäuse realisiert. Auf 18.000 Quadratmetern finden all jene, die nach mehr Arbeitsflexibilität und Selbstbestimmtheit suchen nun einen Ort inmitten der Berge, der hochqualitatives Co-Working und flexibles, naturnahes Wohnen verbindet – und all das ist über eine digitale Plattform buchbar.
"Früher wurde das belächelt, aber inzwischen und vor allem seit der Pandemie ist das Thema Remote Working als Arbeitsmodell bei den Unternehmen und in der Mitte der Gesellschaft angekommen".
Neben dem "Prototypen" in der Steiermark sind bereits weitere Campusse in Österreich und Europa in Planung. "Es braucht neue Maßstäbe im Tourismus. Die Digitalisierung der Arbeitswelt und der Shift von der Präsenzkultur zu Remote Work bieten uns und Gemeinden ganz neue Möglichkeiten", ist Co-Founder Julia Trummer überzeugt.
Businessbeach
Ganz nach dem Motto "Wer überall arbeiten kann, soll auch überall arbeiten können" gibt es an vier Locations in Kärnten das temporäre Open-Air-Office für alle:
Öffentliches Strandbad Drobollach am Faaker See
Strandbad Millstatt neben dem Badehaus Millstätter See
Strandbad der Gemeinde Velden am Wörthersee
Strandbad Loretto in Klagenfurt am Wörthersee
Der Businessbeach wurde von einer Arbeitsgemeinschaft aus Event- PR- und Marketingprofis sowie Kreativen wie dem Architektenpaar Barbara und Christoph Abel konzipiert. An eigens entworfenen und gebauten, schattigen "Inseln" arbeitet man direkt am Wasser mit gratis Strom und WLan-Verbindung (Registrierung erforderlich) – lediglich der Eintritt in das jeweilige Strandbad muss bezahlt werden, um den Businessbeach zu nutzen. Vor Ort gibt es auch eigene Spinde, damit Wertsachen sicher verstaut werden können, falls man zwischendurch ins kühle Nass springt.