Besinnung auf die eigenen Werte
Wollte man in den 90er und 00er Jahren noch beweisen, dass man in der Lage ist, Weine mit internationaler Stilistik zu produzieren, so kam es ab den 2010er Jahren zu einer Besinnung auf die eigenen Werte und zur Suche nach dem eigenen Profil des Gebietes. Mehrere Projekte trugen dazu bei.
Am Spitzerberg bildete sich eine neue Initiative für Blaufränkisch auf höchstem Niveau.
Im Arbesthaler Hügelland wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die den Zweigelt unter die Lupe nahm und mit vielen Experimenten sein Potential als Top-Sorte analysierte.
In Zusammenarbeit mit dem Geologischen Institut wurde eine groß angelegte und tief gehende geologische Studie der verschiedenen Weinbergslagen in Carnuntum durchgeführt. Dabei wurden nicht nur Bodenstrukturen und deren geschichtlicher Ursprung erfasst, sondern auch die unterschiedliche Fähigkeit der Rieden, Wasser zu speichern, sich zu erwärmen und ihre Windexposition. Die präsentierten Parameter bestätigten die praktischen Erfahrungen der Winzer – vor allem aber brachten sie Erklärungen dafür.
All dies führte zu einem Fokus auf die Einzellagen. Carnuntum war bis dahin stark von Cuvées mit Fantasienamen geprägt gewesen. Nun verlagerte sich die Aufmerksamkeit vom Keller in den Weinberg, und lagenreine Weine übernahmen das Spitzenfeld im Gebiet.
Der Schritt zu einem DAC (2019) und zum Beitritt zum Verein der Österreichischen Traditionweingüter (2018) war nun nur mehr ein kleiner und vor allem ein logischer.
Neun Einzellagen in Carnuntum wurden als Erste Lage klassifiziert und tragen seither das Zeichen 1ÖTW auf dem Etikett: Stuhlwerker, Schüttenberg, Rosenberg, Haidacker, Bärnreiser, Steinäcker, Aubühl, Kirchweingarten und Spitzerberg.
Im Entwicklungsstadium sind gegenwärtig noch die Ortsweine. Derzeit definierte Ortsweine sind Stixneusiedl, Göttlesbrunn, Höflein, Petronell, Hainburg und Prellenkirchen. Hier scheint aber das letzte Wort noch nicht gesprochen, die Materie ist noch im Prozess.