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Kulinarik News

Private Chef: „Jeder neue Auftrag ist wie ein Abenteuer"

von Marion Topitschnig
Birgit Indra
Mit Leidenschaft zaubert Birgit als „Wanderköchin" kreative Menüs

Als „Wanderköchin mit Herz“ serviert Birgit Indra ihren Kund:innen individuelle Kulinarik. Bei ihren Kreationen legt sie größten Wert auf beste Zutaten, die mit einer Prise Liebe und viel Leidenschaft außergewöhnliche Genussmomente als Gesamterlebnis bereiten.

Zwischen Waldhütte mit Holzofen und Wiener Hofburg schwingt Birgit Indra den Kochlöffel. Zugegeben, das sind die zwei außergewöhnlichsten Locations, in denen die „Wanderköchin mit Herz“, wie sich Birgit nennt, bisher gekocht hat. Denn sie verwöhnt nicht nur das Wine+Partners-Team allwöchentlich mit ihren Kreationen, seit mehr als fünf Jahren ist sie auch als Private Chef tätig.

Früh übt sich

Die Gastronomie wurde Birgit in die Wiege gelegt. Die Familie hatte nicht nur ein Weingut, sondern betrieb auch einen Nobel-Heurigen in der Thermenregion. „Mit zwölf Jahren habe ich angefangen, in der Küche zu helfen, an den Wochenenden, in den Ferien sowieso und wann immer es nötig war“, erinnert sich Birgit. Doch dann schlug sie einen anderen, aber ebenso kreativen Weg ein. Birgit machte Karriere in der Modebranche, arbeitete lange erfolgreich als Designerin und Shop-Managerin für Luxus-Trachten.

„Was ich aus der Mode mitgebracht habe: Ich kann Trends sehr gut abschätzen. Mode ist das Spiegelbild der Gesellschaft – und das kann man dann auch auf viele andere Bereiche umlegen.“

  

Zurück zu den Wurzeln

Das Kochen blieb all die Jahre Birgits große Leidenschaft, privat bildete sie sich weiter, besuchte Kurse und holte sich bei Spitzenköch:innen Inspirationen. „Als meine drei Kinder dann flügge wurden, wollte ich meiner zweiten Passion wieder mehr Raum geben“, erzählt die Alleinerziehende. Ein Jahr lang leitete sie dann die Gastwirtschaft Edelsberger in Baden, sammelte wertvolle Erfahrungen und baute parallel ihr Business als Privatköchin auf. „Ich habe ein großes Netzwerk, durch Mundpropaganda und Social Media ist die Nachfrage schnell gewachsen.“  Und so wurde sie bereits wenige Monate nach Start ihrer Selbstständigkeit am 1. März 2020 von der KURIER freizeit unter die Top 3 Private Cooks Österreichs gewählt.

Wie bei Oma

Ein Teil von Birgits Erfolgsrezept ist mit Sicherheit ihre Philosophie: „Ich koche regional und saisonal. Eine Wohlfühlküche, die nach ‚Zuhause‘ und einfach gut schmeckt und bei der einem das Herz aufgeht!“ Große Anliegen sind ihr Nachhaltigkeit und eine bewusste Auswahl der Zutaten. „Ich verzichte auf Meeresgetier und Wildfang, überrasche meine Kund:innen dafür mit regionalen Alternativen manchmal auch mit veganen Kreationen, die immer begeistern.“  

Birgit kocht für Gruppen bis zu 20 Personen ausschließlich frisch vor Ort in privaten Haushalten, für Firmen oder Vereine. „Ich bin kein Catering und muss mehrere Stunden bei den Gastgeber:innen vorbereiten, das ist für die meisten neu.“

Vorbereitung ist alles

Neu dürfte für fast alle ihrer Kund:innen auch sein, dass es vorab ein ausführliches Telefonat gibt, das sich nicht nur um die Menüfolge dreht – sie wird wie der Einkauf auch gemeinsam erarbeitet –, sondern vor allem um das Equipment vor Ort. „Ich frage Fotos von Küche und Ausstattung an, muss wissen, ob alle Geräte funktionieren“, erzählt Birgit. „Ich nehme ausschließlich meine eigenen Messer mit und die Pfefferraritäten aus aller Welt, mit denen ich meine Gerichte verfeinere.“ Die Speisen werden stets auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt. Ist der Gastgeber Jäger, wird frisch erlegtes Wild zubereitet, gibt es einen Garten, so bedient sich Birgit gerne an Gemüse und Kräutern. Und auch Wein- oder Teebegleitungen bietet die „Wanderköchin“ an.

Birgit Indra in der Wiener Hofburg / Salatkreation
© Fotos beigestellt

 

Viel mehr als „nur“ eine Privatköchin

„Manche Wünsche kann ich aber nicht erfüllen, etwa Spargel im Herbst oder Erdbeeren im Dezember“, das passe schließlich nicht zu ihrer Philosophie. Es gibt aber noch viel speziellere Anfragen. Wenn Birgit etwa für die Familie eines Witwers jene Gerichte zubereiten soll, die dessen verstorbene Frau immer gekocht hat – in einer Küche, die seit ihrem Ableben unberührt blieb. „Ein sehr emotionaler Moment, in dem ich vorweg sagte, dass es sicher nicht so schmecken wird, ich mir aber alle Mühe geben werde, die Rezepte originalgetreu nachzukochen.“

„Es ist ein großes Privileg, wenn ich in fremden Küchen kochen darf, denn es ist was sehr Persönliches.“ Und es können auch mal intime Momente entstehen, denn als Privatköchin ist Birgit auch Kindermädchen, Therapeutin oder Sozialarbeiterin. Apropos: Neben Kochkursen und Teambuilding-Events bietet Birgit auch eigene Workshops für die kleinen Chefs an: „Das macht mir besonders viel Spaß!“

Bucht man die „Wanderköchin mit Herz“, bekommt man ein Gesamtpaket. „Am wichtigsten für mich: Die Gastgeber:innen müssen sich wohlfühlen. Da packe ich auch abseits der Küche an, helfe bei der Tischdeko oder versuche eine heikle Situation beim Servieren aufzulockern. Es ist ja in meinem Interesse, dass der Abend harmonisch verläuft.“

Ende gut…

Gab es trotzdem schon mal Hoppalas? „Beinahe“, sagt Birgit mit einem Lächeln im Gesicht und ist im Gedanken wieder zurück in der Wiener Hofburg. „Ich habe für den Bundespräsidenten und seine Gäste ein saisonales Menü gekocht, es gab neben anderen Gerichten auch einen mediterranen Spargelsalat. Den Spargel hätte ich beim Anrichten fast vergessen. Dem Kellner, dem der Fauxpas in letzter Sekunde auffiel, bin ich bis heute dankbar!“