Zuerst Gegenwind, jetzt Schulterschluss
Die Klassifikation der Traditionsweingüter wurde über Jahrzehnte von der österreichischen Weinbaupolitik und Weinwirtschaft kritisch gesehen und teilweise auch bekämpft. Die Traditionsweingüter betrachteten sich selbst aber immer als Wegbereiter:innen für eine gesamtheitliche Hilfestellung für den Konsument:innen. „Es gab in Österreich viele Weine mit Fantasiebezeichnungen, viele Prädikate, viele Auszeichnungen. Aber es existierte kein klares und stringentes Prinzip der Herkunftsauszeichnung.“ Jahrzehntelang wurden zur offiziellen Bewertung von Weinqualität die Zuckergradationen heranzogen.
Erst mit der Einführung der Appellationen und der DAC-Bestimmungen (ab 2002) entstand auch im offiziellen Österreich eine erste Annäherung an die Herkunftsvermarktung, und langsam entwickelte sich auch ein Verständnis für Lagendifferenzierung.
Im Jahr 2013 wurde schließlich eine Arbeitsgruppe auf Ebene des ,Nationalen Weinkomitees‘ (NWK) gegründet, um die Möglichkeit einer Lagenklassifikation für alle Weinbaugebiete Österreichs zu diskutieren. Unterschiedliche Positionen, Philosophien und Möglichkeiten wurden auf ihre Machbarkeit überprüft. Am Ende setzte sich die ÖTW-Systematik einer Klassifikation durch.
Nach diesem zehnjährigen Prozess wurde nun die Verordnung zur Klassifikation vom Minister für Land- und Forstwirtschaft unterschrieben, und damit ist die Grundlage für eine bundesweite Lagenklassifikation gegeben. Nach einem umfangreichen Beurteilungsprozess nach Vorbild der ÖTW-Klassifikationssystematik kann das jeweilige ,Regionale Komitee‘ (RWK) einen Klassifikationsvorschlag in das ,Nationale Komitee‘ (NWK) einbringen und nach dessen Bestätigung und Verordnung durch den Minister können sämtliche Weingüter eines Gebietes für Weine aus diesen Rieden die Bezeichnung „Erste Lage“ oder „Große Lage“ verwenden.
Die ÖTW sind – trotz jahrelangem Gegenwind – stolz darauf, einen wichtigen Beitrag für die positive Entwicklung der Österreichischen Weinwirtschaft geleistet zu haben.
Es ist dies die erste gesetzliche Lagenklassifikation außerhalb von Frankreich – und die internationale Weinwelt wird besonders aufmerksam und interessiert diesen Vorgang beobachten.