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Österreich: Positive Prognose für den Weinjahrgang 2023

von Marion Topitschnig
Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband), Johannes Schmuckenschlager (Österreichischer Weinbaupräsident), Chris Yorke (Geschäftsführer ÖWM) anlässlich der Pressekonferenz zur Weinernte 2023
Josef Glatt (Direktor Österreichischer Weinbauverband), Johannes Schmuckenschlager (Österreichischer Weinbaupräsident), Chris Yorke (Geschäftsführer ÖWM) anlässlich der Pressekonferenz zur Weinernte 2023

Trotz Wetterkapriolen zeigen sich Expert:innen sehr optimistisch hinsichtlich Qualität und Menge, Schätzungen zufolge wird es 2023 2,3 Millionen Hektoliter Wein geben. Sowohl im Inland als auch international erfreut sich Wein aus Österreich größter Beliebtheit.

Ein erster Ausblick auf den österreichischen Weinjahrgang 2023 gibt Grund zur Freude. Da die Saison klimatisch turbulent und herausfordernd war, wird für den Jahrgang eine im Vergleich zum Vorjahr etwas geringere Weinmenge (rund 2,3 Mio. Hektoliter) erwartet. "Wir gehen allerdings von einer sehr guten Weinqualität aus“, zeigt sich Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager optimistisch und hofft auf gutes Lesewetter.  

Die Prognose für den Jahrgang 2023 stimmt auch Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing (ÖWM) positiv: "Mit diesem wieder hervorragenden Jahrgang legen wir die Weichen für die weitere erfolgreiche Entwicklung des österreichischen Weins."

Witterungsverlauf 2023 sehr wechselhaft

Der Witterungsverlauf in diesem Jahr war bis Anfang September durchaus positiv. Ausgehend von einem sehr trockenen Winter gab es im März 2023 einen Mix aus warmen und kühlen Tagen. Im April gab es auffallend tiefe Temperaturen, er brachte aber in der zweiten Monatshälfte die sehr wichtigen Niederschläge. Der Austrieb der Reben erfolgte aufgrund der eher kühlen Witterung Ende April und damit relativ spät. Im Hinblick auf die zu dieser Zeit drohende Spätfrostgefahr war dies jedoch durchaus positiv. Auch die kühleren Temperaturen Anfang Mai hatten glücklicherweise keine Spätfrostschäden zur Folge. Die in der zweiten Maihälfte einsetzende warme Vegetationsperiode führte zu starkem Wachstum der Reben.

Die Rebblüte begann in den meisten Weinbaugebieten Mitte Juni und damit – verglichen mit den Vorjahren – spät. Die Blüte ist in den meisten Gebieten sehr gut verlaufen. Schlechte Blütebedingungen sind nur punktuell aufgetreten, was Verrieselung zur Folge hatte.

Johannes Schmuckenschlager, Österreichische Weinbaupräsident
Johannes Schmuckenschlager, Österreichische Weinbaupräsident
© © Landwirtschaftskammer Österreich / Kraml

"Eine spätere Blüte bedeutet auch einen späteren Reifebeginn etwas mehr in den Herbst hinein, wo von moderateren Tagestemperaturen und etwas kühleren Nachttemperaturen ausgegangen werden kann. Dies führt im Allgemeinen zu harmonischeren Weinen mit einem ausgeglichenen Zucker-Säure-Verhältnis."

Johannes Schmuckenschlager

Ende Juni begann die erste Hitzeperiode dieses Jahres die mit Temperaturen über 30 °C bis Anfang August andauerte. Da die Böden gut mit Niederschlägen versorgt waren, blieben die befürchteten Trockenschäden aus. Lediglich einige wenige Junglagen litten unter der anhaltenden Trockenheit. Erlösung kam Anfang August mit verbreiteten Regenfällen. Mit der zweiten Hitzewelle des Jahres, ebenfalls mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke, konnte die Reifeentwicklung der Reben zügig voranschreiten. Ende August konnten weitere Niederschläge verzeichnet werden, die vor allem für die Ausreifung der Trauben wichtig sind.

In den kommenden Wochen hofft Schmuckenschlager auf trockenes und schönes Wetter, dann steht einem sehr guten Weinjahrgang nichts mehr im Wege.

Winzer hält Weintrauben in Händen
Die österreichischen Winzer:innen hoffen auf ein gutes Lesewetter. © ÖWM / Robert Herbst

Durchschnittliche Erntemenge erwartet

"Mengenmäßig wird 2023 eine durchschnittliche Erntemenge erwartet, die mit voraussichtlich 2,3 Mio. Hektolitern etwas unter jener des Vorjahres liegen wird", erklärt Johannes Schmuckenschlager. Bedingt durch die diesjährigen Niederschlagsperioden waren punktuell verstärkt Hagelunwetter zu verzeichnen. Diese sind für die betroffenen Gebiete zwar bitter, haben aber auf die Gesamtweinernte meist nur geringen Einfluss. Besonders betroffen von den Starkregenereignissen Anfang August war, ähnlich wie der Westen Österreichs, die Steiermark. Dort gab es vereinzelt massive Niederschläge innerhalb weniger Tage, was vielerorts sogar zu Hangrutschungen in den Weingärten geführt hat. Zur Rekultivierung dieser Weingärten müssen diese teilweise gerodet und tief drainagiert werden. Erst danach kann eine Wiederbepflanzung erfolgen. "Durch enorme Anstrengungen konnte ein Großteil der steirischen Weingärten aber gesund erhalten werden und auch die Steiermark steuert auf einen mengenmäßig zwar kleineren, aber aufgrund der Reifeentwicklung der letzten Wochen sehr guten Weinjahrgang zu", zieht der Weinbaupräsident sein Resümee.

Auch wenn mancherorts vor allem im Burgenland bereits Trauben zur Sturmproduktion geerntet werden, wird die Weinlese 2023 etwas später beginnen. Im Burgenland wird die Weinlese voraussichtlich Mitte September starten, in Niederösterreich und in der Steiermark erst gegen Ende September. Die Hauptlese wird in Österreich Ende September und in den ersten Oktoberwochen stattfinden.

Wermutstropfen Produktionskosten

Wie andere produzierende Branchen sind auch die heimischen Weinbaubetriebe nach wie vor mit besonders hohen Produktionskosten konfrontiert. Obwohl sich die Energiepreise etwas beruhigt haben, sind energieintensive Produktionsmittel nach wie vor sehr teuer. Das betrifft Verpackungsmittel wie Karton und Glas. Wie der gesamten Wirtschaft macht die derzeitige hohe Inflation auch der Weinwirtschaft zu schaffen.

Grafik zur Weinernte in Österreich
Statistik zur Weinernte in Österreich © Landwirtschaftskammer Österreich / Erhardt

Wein aus Österreich erfreut sich großer Beliebtheit

Der Österreichische Weinbauverband gab im August 2023 eine Umfrage in Auftrag, welche die Bekanntheit und die Popularität des österreichischen Weins sowie die Identifizierung mit diesem Kulturgut beleuchtet.

Die wichtigsten Ergebnisse im Detail:

  • Die Bekanntheit von österreichischem Wein ist sehr hoch: 91 Prozent der Befragten kennen Wein aus Österreich. 74 Prozent geben an, heimischen Wein zu trinken.

  • 69 Prozent der Befragten erachten das Kulturgut Wein als wichtig für die österreichische Identität.

  • Für fast die Hälfte der Befragten (44 %) ist die Kaufentscheidung vom Weingut bzw. der Winzerin oder dem Winzer abhängig. Das zeigt, Wein ist ein sehr persönliches Produkt, und macht die enge Verbundenheit mit den heimischen Weinbaubetrieben und das Vertrauen in diese deutlich.

  • Wein genießt vor allem bei Frauen und der jungen Generation unter 30 Jahren einen hohen Stellenwert und gewinnt in dieser Gruppe an Popularität.

  • Wein wird stärker präferiert als Bier. Müssten sich die Befragten entscheiden, würden 45 Prozent Wein wählen und 24 Prozent Bier. Bei den Frauen würden sich sogar mehr als die Hälfte (55 %) für Wein entscheiden.

  • Das Kulturgut Wein spielt mittlerweile auch für die jüngere Generation unter 30 Jahren eine wichtige Rolle – dies kann man auf das hohe Qualitätsbewusstsein zurückführen. Zudem spielt Wein im sozialen Umfeld eine wesentliche Rolle – er steht für maßvollen Genuss und gesellschaftliches Beisammensein.

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