Natürlich anders
Sie ist jung, zielstrebig und visionär. Bereits 2016, lange vor dem Hype, füllte Winzerin Michaela Riedmüller aus Hainburg an der Donau (im Weinbaugebiet Carnuntum) ihren ersten Naturwein. Heute umfasst die „Down to Earth"-Serie sieben Charakterweine, die das besondere Terroir „ihres“ Braunsbergs zum Ausdruck bringen. Wie ein roter Faden zieht sich die Salzigkeit und Mineralität des Granitbodens durch ihre Weine. Zugleich bieten sie eine spannende Vielfalt, die den internationalen Zeitgeist trifft. Neugierig? Dann sollten Sie Michaela Riedmüller und ihre Weine unbedingt kennenlernen!
Sie wächst auf einem kargen Trockenrasen, ist Wind und Wetter ausgesetzt, bringt aber trotz harter Bedingungen eine feingliedrige Blüte hervor. „Für mich steht die Federnelke für eine filigrane Leichtigkeit, für die Schönheit der Natur“, sagt die junge Winzerin Michaela Riedmüller. Es schwingt Leidenschaft in ihrer Stimme mit. Nicht nur für die Blume, die markant die Etiketten Riedmüllers ziert, sondern auch für den Ort, an dem die Federnelke wächst.
Den Braunsberg und die umliegenden Naturschutzgebiete hat Michaela Riedmüller bereits als Kind erkundet. Geleitet von Abenteuerlust und Naturverbundenheit hat ihr Herz schon früh für den Weinbau geschlagen. „Es gab keinen Plan B, Winzerin war schon immer mein Traumberuf“, erinnert sie sich. Im Alter von gerade mal 19 Jahren übernahm sie den elterlichen Betrieb. Heute bewirtschaftet Riedmüller acht Hektar verteilt auf die Top-Lagen Spitzerberg und Braunsberg, zwei der „spannendsten von Carnuntum“, wie sie sagt – und beide Ausläufer der Kleinen Karpaten.
Alleinstellungsmerkmal
Hier, im östlichsten Eck Österreichs, direkt an der Donau und nur einen Steinwurf von der slowakischen Grenze entfernt, macht Michaela Riedmüller charakterstarke und herkunftsgeprägte Weine. „Es gibt nichts Vergleichbares, da mein Weingut das letzte in Hainburg ist. Und ich bin die einzige Winzerin, die am Braunsberg noch Rieden bewirtschaftet“, sagt die 33-Jährige nicht ohne Stolz.
Bodenständige Visionärin
Ihre Neugierde und die Liebe zur Natur treiben Michaela Riedmüller seit jeher an. Auf Reisen lässt sie sich inspirieren, denn trotz all der Zielstrebigkeit, nimmt sich die Winzerin Zeit für Blicke nach links und rechts, zu Kolleg:innen im In- und Ausland. Innovative Ideen nimmt sie als „Souvenirs“ mit nach Hause, wo sie diese dann mit ihrem individuellen Zugang weiterentwickelt.
Bestes Beispiel dafür sind Riedmüllers Naturweine. Unter dem Namen „Down to Earth“ kommt ihre Bodenständigkeit in Form von unfiltrierten, maischevergorenen Weine in die Flasche. 2016 – lange vor dem „Natural-Hype“ – startete sie mit einem Riesling.
Riedmüllers „Down to Earth”-Weine haben eine lange Lagerfähigkeit. „Unlängst hat ein Sommelier einen 2017er verkostet und war begeistert, denn der Wein hat gestrahlt und war extrem frisch“, erzählt sie.
„Es hat mich fasziniert, dass der Weißwein durch die Maischegärug enormes Potenzial entwickelt hat. Die Salzigkeit, die so charakteristisch für den Braunsberg ist, hat sich intensiviert.“
Naturweine – aus Überzeugung
Wie ein roter Faden spannt sich der Faktor Zeit durch das „Down to Earth“ Sortiment, etwa bei längeren Maischestandzeiten. Mit viel Aufwand arbeitet Michaela Riedmüller daran, die spezifischen Charakteristika jedes einzelnen Weins herauszuarbeiten. Das gelingt ihr nicht zuletzt durch den Einsatz unterschiedlicher Gebinde wie Holz- oder Keramikfass und Betonei. „Es geht darum, die Diversität zu schmecken“, sagt sie. Den Horizont erweitern, erleben, was möglich ist – das kann man nicht nur auf Reisen, sondern auch mit Riedmüllers Weinen. Beständig erweitert wurde auch die „Down to Earth“-Familie, die heute sieben Weine umfasst:
Pet up your Life
Frucht trifft Mineralik: Für natürliches Prickeln in Rosa ist mit Michaela Riedmüllers Pétillant Naturel aus Blaufränkisch und Muskateller gesorgt.
„Down to Earth” – Rosé
Der Blaufränkisch für diesen Rosé wird spontanvergoren und lagerte acht Monate lang im großen Holzfass. Alkoholische und malolaktische Gärung erfolgten im Fass und zum Finish wurde der Rosé ins Betonei umgezogen. Das Resultat: Ein frisch-floraler Wein, der an Hibiskus erinnert und sich laut Riedmüller „super erdig“ präsentiert.
„DTE Light“
Diese frische und lebendige Cuvée aus Welschriesling und Neuburger, der für eine straffe Struktur sorgt, war für zwölf Tage auf der Maische und wurde spontan vergoren. Sein leicht rauchiges Tannin erhält der Wein durch die Lagerung in gebrauchten Rotweinfässern. Klingt spannend? Ist es auch!
„Down to Earth“ – Concrete
In Südafrika verkostete Michaela Riedmüller einen Chenin Blanc aus dem Betonei, da war ihr gleich klar: „Da kommt bei mir ein Welschriesling hinein.“ Gesagt, getan. Acht Monate lang reift der „Concrete“ im Nomblot EGG und entwickelt dort seinen „Charakter“. Dieser ist geprägt von einer filigranen Salzigkeit, mineralischen Noten, einer feinen Säure und einer ausbalancierten Struktur. Die Weinkritiker:innen des À la Carte Magazins vergeben 92 von 100 Punkten.
From Down to Earth, from Earth to Down
Als “frischer, facettenreicher Natural Wine“ wird diese Cuvée aus den Rebsorten Welschriesling und Neuburger im aktuellen Falstaff Weinguide beschrieben und mit 93 von 100 Punkten bewertet. Nach acht Tagen Maischestandzeit spontan vergoren und in gebrauchtem Holz gereift, minimal geschwefelt, unfiltriert gefüllt.
„Down to Earth“ – Ganz und Gar nicht
Für diesen „leichten Rotwein“, wie ihn Michaela Riedmüller beschreibt, finden Blaufränkisch und Blauburger zusammen. Die Lese erfolgte bereits früh, damit Leichtigkeit und Säure erhalten bleiben. Noch während der Gärung wurde der Wein von der Maische abgezogen, die spontane alkoholische Gärung setzte er im gebrauchten Holzfass fort. „Man sollte ihn gekühlt trinken wie einen Weißwein, dann kommt die Spritzigkeit am besten zur Geltung“, empfiehlt Riedmüller.
„Down to Earth“ – Neuburger aus dem Keramikfass
Zwei Wochen wurde das Traubenmaterial auf der Schale vergoren, um die Aromatik der Rebsorte voll auszuschöpfen. Durch die Reifung im Keramikfass kann der Neuburger seine charakteristischen Sortenmerkmale entfalten, präsentiert sich unfiltriert gefüllt straff und säurebetont. „Und er hat eine ganz markante Teearomatik“, so Riedmüller. Gault&Millau vergibt dafür 17,5 von 20 Punkten.
Ried Braunsberg Blaufränkisch Carnuntum DAC
Von Hand gelesen und über zwei Wochen im offenen Bottich spontan maischevergoren reift der Einzellagen-Blaufränkisch dann mehr als ein Jahr lang in gebrauchten 500-Liter-Fässern. Michaela Riedmüller beschreibt ihn als „kühlen, würzigen und samtigen“ Sortenvertreter, mit dem man den Braunsberg Schluck für Schluck erleben kann.
Herausforderndes Terroir
Knapp 400 Meter erhebt sich der Braunsberg über der Donau. Hainburg und sein Hausberg blicken auf eine lange Weinbautradition, die bis in die Zeit der Kelten und Römer zurückreicht. Der Boden ist aber nicht nur geschichtsträchtig, sondern auch im geologischen Sinne außergewöhnlich. Der Braunsberg ist Teil der Kleinen Karpaten und besteht aus hartem Granit- und Gneisgestein, das von einer feinen Schicht aus verwitterten Kalksplittern bedeckt ist.
Im Zusammenspiel mit dem Mikroklima mit vielen Sonnenstunden, der Wärme aus dem Flusstal, vergleichsweise geringen Niederschlägen und den kühlenden Winden, die durch den Korridor zwischen Alpen und Karpaten wehen, entstehen hier ganz besondere Bedingungen für den Weinbau. Und diese weiß Michaela Riedmüller, die den Braunsberg quasi in ihrer DNA hat, bestens zu nutzen.
Mit der Natur
„Es geht darum, die Balance zu finden“, erzählt die Jungwinzerin von ihrer Arbeit im Weingarten. Nachhaltigkeit steht für sie dabei an oberster Stelle – mit Maßnahmen wie dem sanften Rebschnitt, einer bewusst höheren Laubwand zur Beschattung und der Ausbringung von Kompost, damit die durchschnittlich 35 Jahre alten Reben ausreichend Nährstoffe bekommen. Auch für die Wasserversorgung der Pflanzen hat die Natur eine Lösung: Der Mangel an Niederschlägen wird durch die feuchte Donauluft ausgeglichen.
„Ich stehe für geradlinige Weine, die das Terroir des Braunsbergs mit seiner Salzigkeit und Mineralität widerspiegeln.“
Globetrotterin
Auch wenn Michaela Riedmüller „nur“ 30.000 Flaschen füllt, bietet sie Weingenießer:innen mit ihrem Sortiment eine enorme Vielfalt. Neben der „Down to Earth“-Linie sind es ihre prämierten Blaufränkisch-Weine vom Braunsberg und dem Spitzerberg, die sie mittlerweile in sechs Länder, nach Deutschland, Dänemark, Italien, England, in die Schweiz und die USA exportiert: Und auch hier hat sie schon die nächsten Ziele ins Auge gefasst: „Gerade im asiatischen Markt sehe ich viel Potenzial für meine Weine.“ Bei ihrer Reise nach Bangkok habe sie eine lebendige Naturweinszene kennengelernt. „Das reizt mich extrem!“
Michaela Riedmüller Weine
Klosterplatz 4
A – 2410 Hainburg an der Donau
CARNUNTUM
+43 699 150 169 10
[email protected]
www.michaelariedmueller.at