Waltraud Scharnagl: „Wir sehen uns als Partner unserer Winzer:innen“
Waltraud Scharnagl ist seit etwas mehr als einem Jahr (imTeam gemeinsam mit Sortimentsmanager Hans Bergmann) für die Weinregale bei SPAR verantwortlich. Im Wine+Partners-Talk erzählt sie, wie sie ihre Leidenschaft für Wein entdeckte, wie man es als Winzer:in in die Supermarkt-Regale schafft, welche Rolle Trends bei ihren Entscheidungen spielen und warum man in ihrem Job auch Bauchgefühl, den richtigen Riecher und Mut braucht.
„Wir wollen mit unserem Sortiment Kund:innen begeistern!“ sagt Waltraud Scharnagl. Über 30 Jahre arbeitet sie für SPAR, seit Mitte 2022 verantwortet sie - gemeinsam mit Hans Bergmann) - nun als Sortimentsmanagerin die Weinregale des Unternehmens. Aufgewachsen im nicht gerade als Wein-Hochburg bekannten Tiroler Unterland, gab es schon früh „Berührungspunkte“ mit Wein, denn dieser „war bei uns daheim immer schon als Speisenbegleiter dabei, vor allem am Wochenende“, erinnert sie sich.
„Wenn wir alle in der Familie zusammensitzen, wird gern ein Flascherl aufgemacht.“
Nach ihrer Lehre bei SPAR und Stationen in Marketing und Einkauf machte Scharnagl ein Basisseminar auf der Weinakademie, um sich besser mit den Winzer:innen austauschen zu können, die sie bereits damals betreute. Eine „Initialzündung“, wie Waltraud Scharnagl sagt, denn ab da habe es sie regelrecht in das Thema Wein „hineingezogen“. In den zwölf Jahren, die seitdem vergangen sind, setzte sich die gebürtige Tirolerin intensiv mit Wein auseinander, hat an der Weinakademie eine Ausbildung absolviert und besucht laufend Weiterbildungen.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Als Sortimentsmanagerin Wein spiegeln sich die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben der Weinliebhaber:innen in Scharnagls täglicher Arbeit wider und so befindet sich auch das Sortiment ständig im Wandel. Durch die vielfältigen Konzepte und Vertriebsschienen würden sich für Winzer:innen viele Möglichkeiten einer Listung ergeben, berichtet die Expertin aus ihrer Praxis. „Wir bekommen viele Anrufe von Winzer:innen, die gerne ins Sortiment wollen, gehen aber auch aktiv auf Weingüter zu, die wir im Sortiment haben wollen“, außerdem würden auch „Wünsche“ der Weinberater:innen und Kund:innen in die Sortimentsgestaltung miteinfließen. „Wir beißen nicht“, sagt Scharnagl mit einem Augenzwinkern und will damit ihre Offenheit für Kooperationen zum Ausdruck bringen. Besonders freut es sie, wenn sie Winzer:innen die Skepsis gegenüber dem Handel nehmen kann und eine erfolgreiche Partnerschaft entsteht.
„Wir entwickeln zusammen viele Dinge, um unsere gemeinsamen Kund:innen zu begeistern.“
Bei der Sortimentsgestaltung würden zwar Zahlen auf Tendenzen hinweisen, in ihrem Bereich brauche es aber auch Bauchgefühl, einen richtigen Riecher und ab und an auch Mut, einfach etwas auszuprobieren. „Wein ist ein Genussmittel, das lässt sich nicht einfach über Analysen und Statistiken steuern“, betont Scharnagl. Die Branche beobachtet die Weinexpertin genau und achtet dabei auch auf Food-Trends, denn Wein sei ja immer auch ein Speisenbegleiter. Während Wiener Gemischter Satz und Grauburgunder bei ihren Kund:innen gerade an Beliebtheit gewinnen, werden auch alkoholfreie Weine immer häufiger nachgefragt.
Wer braucht alkoholfreien Wein?
„Viele Menschen (jung wie junggeblieben) wollen aus unterschiedlichen Gründen auf Zucker und Alkohol möglichst verzichten“, weiß Waltraud Scharnagl. Alkoholfreier Wein sei das perfekte Genussmittel zum Essen, etwa wenn man danach noch mit dem Auto fahren oder arbeiten muss. Scharnagl arbeitet mit ihrem Team und den Winzer:innen daher intensiv an diesem Zukunftsthema, denn vor allem die Generationen Y und Z trinken Studien zufolge sehr viel weniger Alkohol. Bei SPAR werde daher vermehrt auf alkoholfreie Alternativen gesetzt – sowohl im Wein als auch bei Spirituosen, Schaumwein und Bier.
„Ich oute mich hiermit: Auch ich genieße gerade gerne ab und zu ein Glaserl alkoholfreien Landhaus Mayer Grünen Veltliner statt einem Soda-Zitron.“
Zwischen Patriotismus und Klischee
Apropos Schaumwein: Das prickelnde Sortiment habe sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt, berichtet Scharnagl: „Die Österreicher:innen lieben Kohlensäure einfach, sie mögen ja auch leichte Weißweine gern spritzig.“ Zudem sind sie sehr patriotisch, wenn es um den Weinkonsum geht. „Rund 75 Prozent unseres Weinumsatzes fällt auf heimische Produkte – der Anteil ist in den vergangenen Jahren trotz dieses bereits sehr hohen Niveaus laufend gestiegen.“
Generell ist es der Sortimentsmanagerin ein Anliegen, alle Weinliebhaber:innen dort abzuholen, wo sie stehen. Zwar entspreche der typische Kunde in der INTERSPAR Weinwelt nach wie vor dem Klischee, ist also männlich, zwischen 40 und 60 Jahren alt und weininteressiert, die Kund:innen würden aber jünger werden und der Frauenanteil steige kontinuierlich. Und die Menschen werden in Sachen Wein gebildeter, setzen sich intensiver mit dem Thema auseinander.
Nachhaltige Logistik
Wenn es um die „Verpackung“ von Wein geht, so sind die Österreicher:innen „traditionsbewusst“. In den Köpfen sei es sehr verankert, dass ein Wein „nix Gescheites“ sein könne, wenn er nicht in einer Glasflasche verkauft werde, daher kämen alternative Gebinde wie Bag-in-Boxes oder Dosen im Wein-Kontext gar nicht gut an.
„Ich denke generell, dass es in den klassischen Weinbauländern schwierig ist von der Glasflasche wegzukommen. In Ländern, in denen Weinbau keine Geschichte hat – wie in den USA oder Skandinavien – ist das nicht so schwer.“
Nachhaltigkeit drückt sich in Österreicher vielmehr darüber aus, was gekauft wird. Der bereits erwähnte „Wein-Patriotismus“ sorgt dafür, dass Transportwege kurz sind, zudem ist die Recycling-Quote von Glasflaschen hoch. „Wir möchten aber auch die Entwicklung in Richtung umweltfreundlicher, wiederverwendbarer Verpackung weiter vorantreiben“, betont Waltraud Scharnagl. Ein erster Test dazu verlief sehr positiv, die Kund:innen seien sogar bereit, im Sinne der Ressourcen-Schonung auch Pfand für die wiederverwendbare Packaging zu bezahlen.
Viele Wege führen zum Weingenuss
Schon seit 23 Jahren ist SPAR mit dem auf Wein und Spirituosen spezialisierten Webshop weinwelt.at online. Am Internethandel schätzt Waltraud Scharnagl die Möglichkeit, Kund:innen ein noch breiteres und tieferes Sortiment zu bieten, darunter auch „einige ganz spezielle Schmankerl“, von denen es nur eine geringe Menge gibt. „Unsere Onlineshops betreiben wir alle mit dem Omnichannel-Gedanken – wir nennen das INTERSPAR Shopping-Services“, führt Scharnagl aus. Dahinter verbirgt sich ein vielfältiges Einkaufserlebnis aus On- und Offline-Angeboten sowie deren Kombination, etwa das Bestellen via Webshop und Abholen beim nächsten Einkauf im Markt – „alles ist möglich!“.
Zwar entwickeln sich die Umsätze sowohl im Online- als auch im Offline-Handel positiv, dennoch lassen sich – nicht zuletzt durch die Krisen der vergangenen Jahre bedingt – interessante Entwicklungen feststellen. „Während in der Pandemie die Kund:innen sehr oft zu höherpreisigen Weinen gegriffen haben und sich zu Hause etwas gegönnt haben, kaufen Sie jetzt seit der hohen Inflation etwas günstigere Weine und gleichen beim Wein somit die Preiserhöhungen durch Downgrading aus. Die Konsument:innen kaufen und trinken aber mengenmäßig nicht weniger“, gibt Scharnagl einen Einblick.
Ein gutes Glaserl in Gesellschaft
Weingenuss ist für Waltraud Scharnagl immer ein gemeinschaftliches Erlebnis. Am liebsten trinkt sie ein Glaserl mit Kolleg:innen, Freund:innen oder der Familie. Gerade bei Festen und Feiertagen im Familienkries darf ein „gutes Flascherl“ nie fehlen. „Die Weihnachtsfeiertage werden immer ganz genau durchgeplant wann ich wo bin und welchen Wein ich wohin mitbringe“, erzählt Waltraud Scharnagl, auf deren Expertise sich alle gern verlassen.
„Ich öffne gerne und oft Flaschen aus dem eigenen Sortiment, trinke aber auch Weine von Weingütern die wir (noch) nicht im Sortiment haben.“
Und welcher Wein eignet sich als Mitbringsel, wenn man zum Abendessen eingeladen ist? „Mit einer Rotwein-Cuvèe liegt man selten daneben“, sagt Scharnagl. Generell empfiehlt sie aber, sich vom eigenen Weingeschmack oder – wenn bekannt – von den Vorlieben der Gastgeberin bzw. des Gastgebers leiten zu lassen. Sie selbst bringt auch mal gerne Weine mit, die neu im Sortiment sind und ist dann ganz gespannt auf das Feedback ihrer Freund:innen.
EVENTTIPP: Der 7. INTERSPAR weinwelt Winzertalk
Mit dem Eventformat sollte Weinfreund:innen ein „möglichst niederschwelliger Zugang zu Wein“ ermöglicht werden. „Wir ‚liefern‘ Winzerpersönlichkeiten mitsamt deren Weinen und Geschichten nach Hause ins Wohnzimmer, denn nicht jeder hat die Möglichkeit, abends oder wochenends schnell bei einem Weingut vorbeizuschauen“, erklärt Waltraud Scharnagl das Konzept. Beim Winzertalk der INTERSPAR Weinwelt werden themenspezifische Tastingboxen vorab zusammengestellt, die man dann zu Hause vom Sofa aus via Livestream gemeinsam mit den Spitzenwinzer:innen verkostet – alleine oder in einer Runde mit Freund:innen. Der Winzertalk komme bei den Kund:innen sehr gut an und wird von Scharnagl und ihrem motivierten, weinaffinen Team das bereichsübergreifend (IT, Logistik, Marketing, Einkauf) Format laufend weiterentwickelt.
„Wir freuen uns bereits, unsere Kund:innen auch 2024 wieder mit einigen spannenden Themen und Genussmomenten zu überraschen.“
Auf der Couch mit Carnuntum
Bevor es aber ins neue Jahr geht, steht am 9. November der weinwelt Winzertalk mit vier Winzer:innen aus dem Weinbaugebiet Carnuntum am Programm. Mit dabei sind:
Peter Artner vom Weingut Artner
Michael Auer vom Weingut Michael Auer
Philipp Grassl vom Weingut Philipp Grassl
Johanna Markowitsch vom Weingut Gerhard Markowitsch
Der Livestream vom Weingut Markowitsch beginnt um 20 Uhr, die Tastingboxen sind ab sofort online und in allen INTERSPAR-Märkten erhältlich.