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Carnuntum & Bio – It’s a match

von Bettina Bäck
Ein Bio-Weingarten in Carnuntum in voller Pracht – umweltbewusste Weinproduktion der Carnuntiner kann sich sehen lassen.
Ein Bio-Weingarten in Carnuntum in voller Pracht – umweltbewusste Weinproduktion der Carnuntiner kann sich sehen lassen.

Das Rotweingebiet im Osten Niederösterreichs hat eine Vorreiterrolle in Sachen biologischer Bewirtschaftung eingenommen. In Carnuntum geht es auf den ersten Blick zwar beschaulich zu, gleichzeitig ist das kleine Weinbaugebiet aber auch eines der dynamischsten Österreichs: mit dem Jahrgang 2024 bewirtschaften die Winzer:innen der Rubin Carnuntum Weingüter bereits 64 Prozent ihrer Gesamtrebfläche biologisch!

Zahlen im Vergleich

22 Prozent betrug der Anteil an Bio-Weingartenfläche an der österreichischen Gesamtrebfläche im Jahr 2022. Im internationalen Vergleich zählt Österreich damit zu den Vorreitern der umweltbewussten Weinproduktion.*

Von den 830 Hektar Gesamtrebfläche des Weinbaugebietes Carnuntum entfallen 504 Hektar auf die 34 Rubin Carnuntum Weingüter. Mit dem Jahrgang 2024 werden 324 Hektar davon biologisch bewirtschaftet. Somit sind bereits unglaubliche 64 Prozent der Rubin Carnuntum Weingärten bio! Von den weiteren 16 Hektar, die sich derzeit in Umstellung befinden, werden 2025 zehn Hektar und 2026 sechs Hektar biologisch zertifiziert.**

Wie kommt’s?

Warum ist gerade das kleine Weinbaugebiet Carnuntum in Österreich Bio-Spitzenreiter? Es liegt wohl an der rasanten Gesamtentwicklung des Gebietes. Alles begann mit der groß angelegten geologischen Studie im Jahr 2006. Über vier Jahre hinweg wurden die Weinberge Carnuntums analysiert. Erkenntnisse über die unterschiedliche erdgeschichtliche Bodenentwicklung in den verschiedenen Rieden, Wasserbindungsfähigkeit, Kalkanteile und ähnliche Parameter halfen den Winzer:innen, ihre praktischen Erfahrungen mit den Rieden nun auch wissenschaftlich fundiert zu verstehen. Diese Arbeit führte zu einer Fokussierung auf Lagenweine, schließlich zur Klassifizierung der Weinbergsrieden und gleichzeitig zur Definition des Carnuntum DAC, das ebenfalls 2019 umgesetzt wurde. Von der intensiveren Auseinandersetzung mit den Weinbergslagen bis zur biologischen Bewirtschaftung war es nur noch ein kleiner und eigentlich selbstverständlicher Schritt. Auf diese Weise hat die Region Carnuntum in den vergangenen zwei Jahrzehnten unglaubliche Veränderungen umgesetzt und eigentlich das ganze Weinbaugebiet neu erfunden.

It’s a match

Carnuntum ist mit einem geringen Niederschlag von teilweise weniger als 400 Millimeter im jährlichen Durchschnitt einer der trockensten Landstriche Österreichs. Darüber hinaus ist das Gebiet extrem windexponiert. Die starken Luftbewegungen durch die Brucker Pforte stemmen sich gegen die vom Atlantik hereinziehenden Schlechtwetterfronten, sodass die Regenwolken nur selten in Carnuntum ankommen. Grundsätzlich herausfordernde Bedingungen für den Weinbau – für die biologische Bewirtschaftung sind sie allerdings von Vorteil. Doch der wahrscheinlich größte Erfolgsfaktor ist der Spirit der Winzer:innen, sich gemeinsam und im engen Austausch miteinander, den Herausforderungen der biologischen Bewirtschaftung zu stellen.

Natürliche Entwicklung

Die positiven Veränderungen in Weinbergen und Vinifizierung sind enorm. Das Hauptaugenmerk gilt dem Boden – um der zunehmenden Trockenheit entgegenzuwirken, ist der Aufbau von Humus durch intensive Kompostarbeit erforderlich. Auf diese Art kann die Feuchtigkeit besser im Boden gehalten werden: ein Gamechanger im niederschlagsarmen Gebiet. Die Vitalität in den Weinbergen nimmt zu, die Rebstöcke werden resilienter. Gleichzeitig geht der Wuchs zurück, die Trauben werden kleiner und lockerbeeriger. Die Reben beginnen, sich zunehmend selbst zu regulieren. Und das vielfältige Leben im Boden wächst.

Auch in der Kellerarbeit hat das gesamtheitliche Denken Auswirkungen: Die Trauben sind harmonischer in ihrer Reife und brauchen daher meist weniger Eingriffe. Die Vergärung erfolgt spontan durch wilde Hefen und man kann mit bedeutend weniger Schwefel arbeiten.

Schmeckt man den Unterschied?

JA, sind sich die Winzer:innen einig. Natürlich nicht vom ersten Tag an, aber über die Jahre merkt man deutlich, dass die Säure etwas höher ist und sich in natürlicher Balance mit Tanninen und Gerbstoffen befindet. Der Gesamteindruck des Weines wird von Jahr zu Jahr harmonischer. Man braucht weniger Schwefel in der Vinifizierung und die Haltbarkeit der Weine steigt.

Peter Artner
© Steve Haider

„Für uns ist bio eine Lebenseinstellung. Wir sind achtsam vorgegangen und haben Schritt um Schritt den gesamten Betrieb auf bio umgestellt. Seither sind unsere Reben vitaler und robuster.“

Peter Artner vom Weingut Artner
Caroline Taferner
© cmvisuals

„Wenn man sich so intensiv wie wir mit den Böden beschäftigt, ist die biologische Bewirtschaftung nicht mehr fern.“

Karoline Taferner vom Weingut Taferner
Philipp Grassl
© Steve Haider

„Wir haben die biologische Bewirtschaftung langsam eingeführt und genau beobachtet, was sie mit den Weinen macht, aber auch mit uns und unseren Mitarbeiter:innen. Der positive Effekt auf vielen Ebenen war überzeugend.“

Philipp Grassl vom Weingut Philipp Grassl
Christina Netzl
© Julius Hirtzberger

„Viele Jahre lang haben wir die biologische Arbeitsweise nicht auf der Flasche vermerkt, der bürokratische Aufwand hat uns abgeschreckt. Schlussendlich sind wir dann den Wünschen unserer Kund:innen nach mehr Sichtbarkeit unserer biologischen Arbeitsweise gefolgt und haben dahingehend auch die offiziellen Weichen gestellt.“

Christina Netzl vom Weingut Franz & Christine Netzl
Hanna und Walter Glatzer
© cmvisuals

„2016 haben wir uns als einer der ersten Betriebe in Carnuntum für die Umstellung auf bio entschieden, denn für uns ist der biologische Weinbau mehr als eine Anbaumethode – es ist eine Lebensweise. Die nachhaltige Art der Bewirtschaftung ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für unsere Zukunft und die, unserer Kinder.“

Walter Glatzer vom Weingut Glatzer
Robert Payr
© cmvisuals

„Bio war nie das eigentliche Ziel – sondern es war vielmehr die logische Konsequenz, um die Qualität des Gebietes immer weiter zu steigern und die Herkunftstypizität noch deutlicher zum Ausdruck zu bringen.“

Robert Payr vom Weingut Payr

Fit für die Zukunft

Wichtigstes Ziel aber – das bestätigen alle Weingüter – ist eine langfristige Sicherung eines vitalen Bodens mit möglichst resilienten Pflanzen, um den Herausforderungen der Klimaveränderung mit immer mehr Wetterextremen gewachsen zu sein.

Rubin Carnuntum Weingüter mit biologischer oder nachhaltiger Bewirtschaftung

  • Weingut Artner, Höflein (Bio zertifiziert)                                                         

  • Weingut Auer, Höflein (Bio zertifiziert ab Herbst 2024)       

  • Weingut Böheim, Arbesthal (Nachhaltig Austria zertifiziert)

  • Weingut Manfred Edelmann, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert ab Jahrgang 2025)

  • Weingut Glatzer, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert)                                             

  • Weingut Gottschuly-Grassl, Höflein (Bio zertifiziert)                                      

  • Weingut Philipp Grassl, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert)                                  

  • Weingut Grassl Nepomukhof, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert)                          

  • Weinbau Gratzer-Sandriester, Prellenkirchen (Bio zertifiziert)                          

  • Weingut Lager, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert)                                                  

  • Weingut Lukas Markowitsch, Göttlesbrunn (Nachhaltig Austria zertifiziert)

  • Weingut Gerhard Markowitsch, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert)                  

  • Weingut Dorli Muhr, Prellenkirchen (Bio zertifiziert)                                        

  • Weingut Franz & Christine Netzl, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert)

  • Weingut Martin Netzl, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert ab Herbst 2024) 

  • Weingut Oppelmayer, Göttlesbrunn (Nachhaltig Austria zertifiziert)

  • Weingut Robert Payr, Höflein (Bio zertifiziert)                                             

  • Weingut Gerhard Pimpel, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert ab Herbst 2024)       

  • Weingut Pitnauer, Göttlesbrunn (Nachhaltig Austria zertifiziert) 

  • Weingut Michaela Riedmüller, Hainburg (Bio zertifiziert ab 2026)

  • Weingut Taferner, Göttlesbrunn (Bio zertifiziert) 

*Quelle: https://www.oesterreichwein.at/unser-wein/umweltbewusstsein/biologischer-weinbau 

** Die 34 Rubin Carnuntum Weingüter bewirtschaften 60% der Weinbergsflächen in Carnuntum. Weitere biologisch zertifizierte Betriebe in subsstantieller Größe – Flaschenfüller wie auch Traubenproduzenten - arbeiten in Carnuntum, ohne Mitglied der Vereinigung zu sein. Über die Gesamtheit des Gebietes sind geschätzte 40% der Fläche biologisch zertifiziert. 

Öffentlich zugänglich Zahlen dazu sind nicht verfügbar.

Über Rubin Carnuntum Weingüter

Die Rubin Carnuntum Weingüter sind 35 Winzer:innen des österreichischen Weinbaugebiets Carnuntum, die sich bereits 1986 zusammengeschlossen haben. Gemeinsam erarbeitet sie seitdem in penibler Fleißarbeit die geologischen und klimatischen Besonderheiten ihres Gebiets. 2019 definierten sie aufgrund dieser Untersuchungen den Carnuntum DAC. Ein Jahr zuvor, 2018, trat der Verein der Rubin Carnuntum Weingüter mit 20 Mitgliedern den Österreichischen Traditionsweingütern (ÖTW) bei.

Rubin Carnuntum Weingüter
Fischamender Straße 12/3
2460 Bruck an der Leitha

Rubin Carnuntum Weingüter

Carnuntum Weinbauregion

Kontakt für Presse:

Wine+Partners

Bettina Bäck: +43 664 150 72 82, [email protected]

Elisabeta Aftin: +43 676 852 092 221, e.aftin@wine-partners

Bettina Bäck von Wine+Partners
Bettina Bäck
Senior Projektmanagerin

Bettina ist seit 2000 bei Wine+Partners und hat bis heute unzählige Projekte im In- und Ausland betreut, darunter das alpine 5-Sterne-Hotel Post Lech, den steirischen Betrieb Muster.Gamlitz und das Weingut Kozlovič in Istrien. Derzeit betreut sie Weltmeister Sommelier Marc Almert, die Schweizer Wein-Institution Baur au Lac Vins, Zürichs Brasserie to be Baur's, das Marguita (Eröffnung im Sommer 2024), den steirischen Betriebe Weingut Langmann und die Rubin Carnuntum Weingüter.